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Der Freiburger Materialismus

Eine Auseinandersetzung mit der Kritik der IsF am Arbeiterbewegungs-Marxismus1

Thomas Gehrig

„Es ist ebenso vernünftig, im Hühnerstall Motorrad zu fahren wie einen revolutionären Verein aufzumachen - die Gründe subjektiver Pathologie, das eine zu tun oder das andere zu lassen, sind nicht wahrheitsfähig.“ (Bruhn 1989: These 23)

Der antideutsche Diskurs prägt derzeit weite Teile der radikalen Linken. In diesem verortet sich auch die Freiburger IsF (Initiative sozialistisches Forum).

Die antideutsche Polemik und Politik lebt von der negativen Identifikation mit einem nationalistischen und rassistischen Deutschland, das als argumentativer Fixpunkt in der Debatte und politischen Auseinandersetzung erscheint. Alles Politische wird auf Nation bezogen und gerinnt dabei im antideutschen Diskurs entweder zum verschwörungshaften Zusammenhang oder endet in umstandsloser Rechtfertigung nationaler Politiken. Die Identifikation mit dem Nationalen wird zum Leitstrahl des Politischen.2 Das Politische wird dabei, so lässt sich zeigen, zur sturen, einfachen Freund-Feind Identifikation, hinter der nicht nur das Begreifen verschwindet, sondern mit der Politik letztlich auf Moral reduziert wird.

Das, was dabei im Gewand einer in die Natur eingeschriebenen Gewissheit erscheint, dient dazu, eigene Positionen und Interessen daran zu heften. Diese Gewissheiten gelten als Grund, werden jedoch, so ein Einwand gegen die der antideutschen Politik zugrunde liegenden Konstruktionen, der im Folgenden begründet werden soll, immer erst erfunden oder gefunden je nach Gebrauch. Sie erweisen sich damit nur als noble Symbole für anderes. Die folgende Auseinandersetzung will ansetzen nicht an der politischen Polemik der Freiburger, sondern an ihrem theoretischen ‘Überbau’, den diese als kritischen auszuweisen sucht. Dessen Architektur nachzuzeichnen soll dazu dienen, Prozesse und Zusammenhänge offen zu legen, die zur Formulierung jener antideutschen Politik und der damit verbundenen Kritik am ‘Arbeiterbewegungsmarxismus’ führen.

Anhand der an der revolutionären Sozialdemokratie orientierten Theoretiker wie Horkheimer, und in Folge dessen auch der Kritischen Theorie Adornos zeigt sich, wie deutlich die Niederlage der Arbeiterbewegung Spuren in der Theorie selbst hinterlassen hat. Hans – Jürgen Krahl hat bereits darauf verwiesen:

„Die Erfahrung des Faschismus scheint der Kritischen Theorie und Adorno suggeriert zu haben, dass kollektive Praxis notwendig bewusstseinsdestruktiv ist, dass sich in kollektiver Praxis geradezu die Klasse zur Masse zersetzt“. (Krahl 1971: 294)

Krahl versucht sich in der Situation der Bundesrepublik Ende der 1960er Jahre klar zu machen, warum gerade jene Theorie, die der Bewegung die Kategorien an die Hand gegeben hat, praktisch versagt. Angesichts eines neuerlich drohenden autoritären Staates und der revolutionären Stimmung der Studierenden bleibe die Kritische Theorie dem herrschenden bürgerlich-demokratischen Konsens verhaftet, so Krahl. Er führt dieses ‘Versagen’ der Kritischen Theorie auf eine fehlende, den theoretischen Konstruktionen der Kritischen Theorie wesentlich äußerliche Klassentheorie zurück.3 An diesem Punkt versucht er auf Marx (und Hegel) zurückzugehen. Hierbei geht es ihm gerade auch um die Frage der Konstitution der Verkehrsverhältnisse selbst.

Seit dem Ende der 1970er Jahre scheinen Revolution und Arbeiterklasse weiter auseinander zu liegen als je zuvor. Aus dem Scheitern der Klassenkämpfe dieser Jahre erwächst die neuerliche Anziehungskraft des Reformismus. André Gorz spricht ganz plakativ vom „Abschied vom Proletariat“. Dessen Mystifizierung als revolutionäres Subjekt sei überholt angesichts der Integration der Arbeiterbewegung in den keynesianischen Staat. Dies wird zum Grundkonsens der politischen Linken. Und auch deren neuestes Werk kennt Proletariat nur als „Personifikation einer ökonomischen Kategorie“ (Hardt/Negri 2002: 426).4

Die hier gelieferte Auseinandersetzung mit dem Freiburger ‘Materialismus’ setzt hauptsächlich an den Arbeiten Joachim Bruhns an.5 Bruhn versucht auch an die erkenntnistheoretische und kritische Dimension der Marxschen Wertformanalyse anzuknüpfen, und den Begriff der Kritik auch in einer politischen Dimension stark zu machen. Er greift dazu die Wertformanalyse (und die Debatte um diese seit Ende der 60er Jahre), die politische Orientierung einer Linken jenseits der Parteien sowie anarchistische Momente (Bakunin) auf und ordnet diese einerseits ein in die Perspektive einer (für ‘68?) spezifischen Rezeption der Kritischen Theorie (Adorno, Sohn-Rethel, Horkheimer) und andererseits in eine Perspektive von und auf Politik, wie sie Carl Schmitt vorgezeichnet hat – nur mit umgekehrten politischen Vorzeichen.6

Das Ergebnis ist zu kritisieren, wenngleich Bruhn in vielen Momenten berechtigte Kritik an der bundesdeutschen Linken vorbringt. Er hat auf den nicht nur latenten Antisemitismus und Nationalismus auch innerhalb der Linken aufmerksam gemacht.7 Wenn er heute anhebt, über dieses Ziel hinauszuschießen, dann ist dies sicher auch jenem fatalen Zug seines an Carl Schmitt orientierten politischen Denkens geschuldet, das für ihn Ton und Richtung seiner theoretischen Beschäftigung abzugeben scheint.8 Am Ende seiner Kampagnen und anti-wissenschaftlichen Zuspitzungen steht nicht die in der Kritik aufgehobene Wissenschaft, sondern das theologische Dogma der Unerkennbarkeit und die politische Provokation.9 Bisweilen bedeutet solches: Die Provokation frisst die Provokateure.

Der Kommunismus als Gebot der Vernunft und das Proletariat als Feind

In dem von Joachim Bruhn u.a. verfassten und 1998 veröffentlichten Text „Revolution gegen die Arbeit“ wird zum Reden aufgerufen: Reden über Anarchie, „Reden wir nicht nur über die Abschaffung der Lohnarbeit, sondern über die Abschaffung der Arbeit überhaupt“, reden wir über „die soziale Liquidation des Geldes“ (Bruhn/Dahlmann/Walterspiel u.a. 1998; vgl.: Kurz 1987: 106). Hier bereits wird deutlich, dass die AutorInnen sich nicht nur vom Marxismus, sondern ebenso von den Einsichten der Marxschen Theorie verabschieden wollen. Eine ‘Abschaffung der Arbeit’ kann es in diesem Sinne in der Marxschen Perspektive nicht geben, dies wäre Utopismus. Marx verweist als Kritik dieser utopischen sozialistischen Positionen auf das ‘Reich der Notwendigkeit’. Mit der erwarteten ‘sozialen Liquidation des Geldes’ geht ein weiterer traditioneller Topos in die Freiburger Version des Kommunismus/Materialismus ein. Das Geld als das, an dem die ‘Synthesis’ jener Vergesellschaftung, die die Individuen zerstört, ihren Ausdruck findet, als materiale Inkarnation des Abstrakten, das Negative, Unverstehbare, rückt in den Mittelpunkt der Liquidationsbemühungen.10 Und weiter:

„Sprechen wir darüber, warum der Kommunismus kein Ideal und kein politisches Programm ist, kein Prinzip, keine Utopie. Sondern: das Gebot der Vernunft, ihr Diktat, das sich nicht in positiven Sätzen, sondern in der negativen Kritik des Bestehenden nur aussprechen kann.“ (Bruhn u.a. 1998)

Der Kommunismus von Bruhn et al., über den zu reden sei, indem er als das Diktat der Vernunft bezeichnet wird, wird so einerseits einer Begründung zugeführt, andererseits einem Maßstab der Vernunft überantwortet. Dieser wiederum ist sakrosankt:

„Die Evidenz der Vernunft bedarf keiner weiteren Begründung.“ (Bruhn u.a. 1998)

Finden sich also bereits in diesem kurzen Text eine Anzahl von Theorieelementen des ‘sozialistischen Traditionsbestandes’, so sucht sich, dessen ungeachtet, der Freiburger ‘Kommunismus’ in einem weiteren Punkt von diesem Traditionsbestand zu unterscheiden. Es handelt sich um die ‘Anrufung’ des Proletariats, die sie auch bei Marx und Engels entdeckt haben wollen.11 Als „typisch proletarisch“ werden Personen bezeichnet, deren soziale Lage sie „zum Klassenkampf ebenso [...] prädestinieren wie zum Faschismus“ (Bruhn 1993: 2). Proletarisch bezeichnet hier also lediglich die Lage im soziologischen Sinne. Dieses waldursprüngliche Proletariat sei insofern nicht nur genauso zum Faschismus prädestiniert wie zu sonstigen Optionen, es verwirkliche als Arbeiterklasse auch den Fetischismus der Arbeit12, der letztlich auf die Umsetzung des faschistischen Programms hinauslaufe: ‘Arbeit macht frei!’ Die ‘Konstitution des Proletariats als Arbeiterklasse’ ist im Sinne Bruhns der Sündenfall jenes Subjekts, das vom Arbeiterbewegungsmarxismus fälschlich als revolutionäres ausgewiesen worden sei.

„Als das Proletariat dann als Arbeiterklasse konstituiert war, griff sie zur Politischen Ökonomie David Ricardos und schuf den proletarischen Kultus der Arbeit als Quell allen Reichtums“ (Bruhn 1998).13

Der Bruhnsche Materialismus wendet sich gegen die Marxsche Position, die er als abgepresste Versöhnung begreift. Es klingt nach einer von Marx versuchten Versöhnung zwischen Theorie und Praxis durch die Implementierung einer Geschichtsphilosophie, die dazu dienen soll, den „Widerspruch zwischen subjektiver ‘Tendenz’ und objektiver Faktizität zu schlichten“ (Bruhn 2000: 62). Dazu

„definierten Marx und Engels die Arbeiterklasse als eine Art überdimensionierten kollektiven Handwerker, als einen demiurgenhaften Gesamtarbeiter, dem das Kapitalverhältnis zum dialektischen Hebel seiner Revolution werden sollte“. (ebd.)

Das Proletariat lasse sich jedoch als revolutionäres Subjekt nur falsifizieren (Bruhn 2000: 61).14 Marx und Engels hätten – so Bruhn -, da geschichtsphilosophisch auf die Arbeiterklasse fixiert,

„nie die auf der Hand liegende Konsequenz [gezogen], es könne auch die lebendige Arbeit unwiderruflich in die kapitalimmanente Funktion des ‘variablen Kapitals’ bannen“ (Bruhn 2000: 63; vgl. dagegen: Marx: Rohentwurf, 42: 211; Marx: Kapital, 23: 675).

Bruhn identifiziert Arbeiter und Arbeiterklasse und sieht beides nur als ‘v’, als variables Kapital.15

Mit einer Adorno entlehnten Vorstellung von Spätkapitalismus im Zeitalter von Keynes (und Hitler) erscheint in der Freiburger Perspektive die Bezugnahme auf den Klassenkampf obsolet und im Sinne einer materialistischen Gesellschaftskritik wohl auch kontraproduktiv.16 Bruhn charakterisiert die spätkapitalistische Situation wie folgt:

„Die Klassen waren als einander wie immer ausschließende oder konfligierend ergänzende Subjekte erledigt; die Bourgeoisie war durch die Aktiengesellschaften abgedankt, das Proletariat durch die reelle Subsumtion des Arbeitsprozesses unter den der Verwertung. Die Akkumulation war total geworden, aber das ‘automatische Subjekt’ funktionierte nur in maschinenhaftem Objektivismus.“ (Bruhn 1998)17

Was bleibt, ist eine Ideologiekritik, der als solcher „jeder affirmative Charakter abgeht [...] und die daher kein revolutionäres Subjekt kennt oder antizipiert“ (Bruhn 2000: 64).18

Die Anrufung des Individuums

Der Freiburger Materialismus sucht – und hier scheint er sich einig mit der Kritischen Theorie, in deren Tradition er sich wähnt19 – das Individuum zu retten, das unter den kapitalistischen Verhältnissen zum verblendeten und integrierten Subjekt zugerichtet wurde.20 Dieser Fixierung aufs Individuum als der unterdrückten gesellschaftlichen Instanz korrespondiert die subjektivistische Erkenntnisposition des Freiburger Materialismus, ihr implizites Lob der Unmittelbarkeit.

Der Kern des Kapitalismus wird durch einen bestimmten Kapitalbegriff gefasst: Das Kapital sei „die Realabstraktion, die es am Individuum vornimmt“ (Bruhn 1993: 4f. ). Um dieses Verständnis des Subjekts mit den Marxschen Texten in Einklang zu bringen, wird ‘kritisch’ zitiert. Bruhn schreibt:

„Die Subjekte, sagt Marx, sind die ‘Personifikationen der ökonomischen Verhältnisse, als deren Träger sie sich gegenübertreten’„ (Bruhn 1993: 6, vgl.: Marx: Kapital, 23: 100).

Für Marx handelt es sich hierbei jedoch nicht um die Subjekte, wie Bruhn es sich wünscht. Marx formuliert:

„Wir werden [...] finden, dass die ökonomischen Charaktermasken der Personen [Hervorh.: T.G.] nur die Personifikationen der ökonomischen Verhältnisse sind, als deren Träger sie sich gegenübertreten.“ (Marx: Kapital, 23: 100.)21

Eine weitere charakteristische Zitation versucht das Subjekt als das in das System integrierte gegen das Individuum auszuspielen. Bruhn:

„Und noch einmal Marx: ‘Aus dem Akt des Austausches selbst ist das Individuum, jedes derselben, in sich reflektiert als ausschließliches und herrschendes (bestimmendes) Subjekt desselben’. Das Denken des Subjekts ist in die Warenform gebannt“ (Bruhn 1993: 6).22

Marx fährt an dieser Stelle jedoch folgendermaßen fort:

„Damit ist also die vollständige Freiheit des Individuums gesetzt“ (Marx: Rohentwurf 42: 170).

In der Marxschen Kritik erscheinen jeweils verschiedene Phänomene in der Rolle des Subjekts oder manchmal des Individuums. Im Unterschied zur Freiburger Anrufung des Individuums figuriert so bei Marx auf einer bestimmten Darstellungsebene gerade das Geld als das „Individuum des allgemeinen Reichtums“ (Marx: Rohentwurf 42: 148).

Die Grunderfahrung des determinierten, in die „Form des Subjekts“ gebannten, durch Kapital und Souverän konstituierten Individuums sei nicht die Arbeit, sondern die Angst und ihre repressive Bearbeitung im Kampf des Kollektivs gegen den Feind (Bruhn 1993: 10, vgl.: Adorno 1955: 47). Die Rolle des Feindes werde heute vornehmlich durch die ‘Nichtdeutschen’ besetzt. Soll dann aber die nicht-repressive Befreiung nur durch den zufälligen Wechsel der Feindbestimmung zu erreichen sein?

Der unerkennbare Gott und das göttliche Medium der Kritik

Wir fanden im Freiburger Materialismus bereits eine Grundannahme der Adornoschen Marxinterpretation wiederholt: die Marx-Engelssche Geschichtsphilosophie. Ein weiteres von dort übernommenes Interpretament ist die Annahme, bei Marx finde sich ein heimlicher Positivismus.23 Marx wird dabei als ambivalenter Autor verstanden, der zwar einerseits Theorie als Kritik betrieben hätte, woran festzuhalten sei, zugleich jedoch auch positive Wissenschaft. Letzteres wird abgelehnt. Der Marxsche Materialismus sei in seinen gelungenen Teilen nicht Wissenschaft, sondern „die geistige Reproduktion der gesellschaftlichen Totalität des Kapitals im Medium ihrer Kritik“ (Bruhn 2000: 60, vgl.: 64 - Was aber macht Kritik zum Medium?). Wissenschaft und mit ihr der bürgerliche Wahrheitsbegriff ende dagegen in Abbildtheorie. Das wissenschaftliche Verfahren sei mit einem systematischen Fehler geschlagen:

„Die stillschweigende Prämisse dieses Verfahrens jedoch ist: Die zu untersuchende Sache ist an sich intelligibel, in ihr steckt schon eine Logik, eine Art objektive Vernunft, ein geistig Reproduzierbares, das der menschliche Verstand zu erkennen vermag, weil er in letzter Instanz ihr Urheber ist“ (Bruhn 2000: 60).

Dies bestreitet der Bruhnsche Materialismus. Das Kapitalverhältnis sei „die gesellschaftspraktisch gewordene Anti-Vernunft“ (Bruhn 2000: 60).24 Hier wird deutlich, was Bruhn zusammenzieht: Logik, objektive Vernunft, Intelligibles, geistig Reproduzierbares und durch den Verstand zu Erkennendes. Ein naiver Idealismus (der Verstand erkennt die Welt, weil er sie selbst hervorgebracht hat) und eine ebenso rudimentäre Abbildtheorie (die Erkenntnis der theoretischen Vernunft als Abbild einer objektiven, in den Dingen liegenden) werden in eins gesetzt. Dies gilt Bruhn als die Wissenschaft. Das, was bei Adorno als das identifizierende Denken erscheint und kritisiert wird, wird bei Bruhn zu einer einfachen Variante von Abbildtheorie. Der Gegenstand, das Objekt geht auch hier nicht auf im Begriff. Es geht bei Bruhn jedoch nicht um das darüber Hinausgehende, das Nichtidentische, dem nachzuspüren sei, sondern das Nichtidentische wird zur prinzipiellen Unerkennbarkeit; alle Erkenntnisversuche müssen somit als gescheitert gelten. Dies wird als die Auffassung Adornos behauptet (Bruhn 1993: 10). Das Kapitalverhältnis ist für Bruhn nicht nur weder vernünftig noch logisch, es ist zudem gedanklich nicht zu reproduzieren – es ist unverstehbar, es ist jedoch damit auch unerkennbar. Das Kapital sei zwar möglicherweise „in seiner Genesis nacherzählbar, aber an sich, d.h. in seiner Geltung, intelligibel ist es nicht“. Es könne „in einem strengen Sinne erst dann richtig erkannt und theoretisch angemessen gewürdigt [werden], wenn es abgeschafft“ sei. Dies, „der Begriff des Kapitals“ sei Kommunismus. Die „paradoxe Pointe“ dieses Sachverhalts sei, dass „der Materialismus unbeweisbar“, bevor er nicht zum Kommunismus geworden sei (Bruhn 2000: 60).25 Alle Versuche, das Kapital zu verstehen, müssten deshalb ideologisch bleiben. Wissenschaft sei somit nichts als Apologie und Ideologie,26

„weil sie abbilden will, das an der Sache objektiv Unverständliche, d.h. das an sich Irrationale der ‘Selbstverwertung des Werts’ rationalisieren, d.h. ihre subjektive Vernunft in die Sache hineintun“ (Bruhn 2000: 60).

Wenn verstehen unmöglich und Rekonstruktion Ideologie ist, dann sind es auch alle Versuche, sich die Marxsche Theorie rekonstruktiv anzueignen. Solche ‘Marxologen’ werden entsprechend charakterisiert.27

Das Marxsche Werk gilt also als im Kern ambivalent. Er steht bei Bruhn einerseits für eine „schöpfungsmythische [..] Philosophie der Arbeit“, andererseits für jene „materialistische [..] Wertformanalyse“, an die anzuknüpfen sei (Bruhn 2000: 61).28 Marx betreibe einerseits theoretische Kritik und vertrete andererseits einen „positivistischen Begriff von Wissenschaft“ (Bruhn 2000: 61).29 Als Ausweg aus dem Dilemma, dass das, wogegen zu opponieren sei, zugleich an sich unverstehbar sei, bietet der Freiburger Materialismus die Kritik als Haltung. Was einzig zu tun bleibe, sei „Ideologiekritik“ (Bruhn 2000: 62).30 Dies meint

„die kategorische Kritik des Kapitalverhältnisses ‘von außen’, in der Hoffnung allerdings, es käme ihr die Krise ‘von innen’ entgegen“ (Bruhn 2000: 65).31

Unklar bleibt, wie die kritischen Freiburger Materialisten den Gegenstand der Marxschen Kritik und damit auch seine kritische Vorgehensweise selbst verstehen können, ohne ihn in irgend einer Form geistig zu reproduzieren. Verbürgt hier die Kritik als Medium das Verstehen, wird die materialistische Freiburger Kritik selbst hier zur ‘baren Münze des a priori’?

Dass eine solche Perspektive angesichts der von ihr angenommenen, mit den Verhältnissen gesetzten Zurichtungen des Individuums zum Subjekt, jenen Charaktermasken, Denkformen, Ideologien, jener „Zwangslogik des Denkens“ (Bruhn 2000: 61; zur Kritik: Rakowitz/Behre 2001: 3) mit der Begründung der eigenen ‘kritischen’ Position Schwierigkeiten haben muss, ist bereits festgestellt worden. Der Freiburger Materialismus teilt mit seinem Vorbild, der Kritische Theorie, ein gleiches Problem: Wie entkommt der Autor/Kritiker dieser umfassenden Zwangslogik? So kommt auch der Freiburger Materialismus über einen ‘porösen Determinismus’ nicht hinaus.

Die eigene theoretische Position und Einsicht ist vorausgesetzt, postuliert wird: die Wissenschaft und die Frage nach der Konstitution der Erkenntnis abzuschaffen. Der Rückzug auf die bloße Polemik ist Ausdruck einer weitgehenden Immunisierungsstrategie.

Kern der Bruhnschen Auffassungen ist die Bestimmung des Kapitals als eines „automatischen Subjekts“.32 Genau dieses wird als unverstehbar gekennzeichnet. Konsequent sagt Bruhn, dass er es „selbst auch nicht verstanden“ habe. Es sei nicht zu verstehen, „denn es ist ja die gesellschaftspraktisch gewordene Metaphysik“ (Bruhn 2000: 63). Das Kapital – so hält der Freiburger Materialismus fest - „ist an sich und objektiv unverständlich, ist so objektiv arational“ (IsF 2000: 21).33

Er vermeint zu erkennen, dass das Kapital im Rahmen der wissenschaftlichen Vernunft nicht erkannt werden kann und schlussfolgert daraus, dass das Kapital nur verstehen könne, wer fähig sei, Gott zu denken (IsF 2000: 22). Der Denker dieses Verhältnisses steht dagegen bereits über beiden. Die Frage, die in diesem Zusammenhang zu stellen sei, ist eine soziologische:

„Wie ist gesellschaftliche Synthesis möglich in einer Gesellschaft, die auf nichts anderem gründet als auf der systematischen Negation von Gesellschaftlichkeit nur überhaupt?“ (Bruhn 2000: 63).

Es sei der Wert, der „das Paradox einer Vergesellschaftung durch Negation von Vergesellschaftung (Sohn-Rethel)“ bezeichne, „das Wesen als Unwesen (Kant)“ (IsF 2000: 19). In der bürgerlichen Gesellschaft sei Wert das, was für die Christen Gott sei, die „Einheit des Verschiedenen“ (IsF 2000: 18). Gott/Wert wird Ding (Geld) und Subjekt (Kapital).34 ‘Gott’ sei „in Begriff und Sache des Kapitals zum Bewegungsgesetz der Wirklichkeit geworden“, Gott ist somit das ‘automatische Subjekt’ (IsF 2000: 21). Das Kapital – wie Gott - als dieses ‘automatische Subjekt’ sei jedoch nicht zu verstehen, denn aus der Fähigkeit, Gott zu denken, folge, dass, wer dies unternehme,

„damit einverstanden wäre, im Interesse der gelungenen Vermittlung mit Gott zum Zwecke der Erlösung sich kreuzigen zu lassen.“ (IsF 2000: 22)35

Wie aber kann dann überhaupt etwas über das Kapital ausgesagt werden?

Bruhns Interpretation des Marxschen ‘Kapital’ kommt zu dem Ergebnis: „die Autonomie des Wertes erweist sich als irreduzibel“ und behauptet zugleich, dass die Marx unterstellte Arbeitswerttheorie scheitere.

„Im Geld wird praktisch, was undenkbar ist; im Geld wird konkret, was über den Verstand geht; im Geld wird dinglich, was das gesellschaftliche Verhältnis ist.“

Geld sei „die pure Abstraktion, die sich selbst vergegenständlicht“. Die reine Abstraktion selbst wird damit zum Gegenstand der Freiburger Kritik.36

Das identifizierende Denken sowie dessen Ergebnis: das Abstrakte und Allgemeine wird als Ausdruck und Mechanismus des gesellschaftlichen Zwangszusammenhangs abgelehnt.37 Das Kapital erscheint als automatisches Subjekt, das Geld als autonom und zugleich als die Inkarnation der (schlechten) Gesellschaft. Wert und seine Inkarnationen Kapital und Geld, dies Abstrakte, Subjekthafte, Automatische, dieser erste Beweger der kapitalistischen Ökonomie und Gesellschaft, wird bei Bruhn als das Ergebnis der Marxschen Wertformanalyse begriffen. Er unterstellt dabei, sein Verständnis von Kapital als automatisches Subjekt sei dem Marxschen Begriff des Kapitals adäquat (wie kann er das?). Diese verbreitete Lesart ist bei Nadja Rakowitz und Jürgen Behre kritisiert (Rakowitz/Behre 2001). Sie insistieren auf dem kritischen Charakter der Rede vom automatischen Subjekt. Die Vorstellung vom automatischen Subjekt, vom selbstverwertenden Wert erweist sich bei Marx als eine fetischisierte, eine Verrücktheit, die selbst „okkulte Qualität“ (Marx: Kapital, 23: 169) besitze. Auf der Argumentationsebene, auf der die Entstehung des Kapitals thematisiert ist, geht es zunächst darum, dass und wie mit dem Kapital auch die fetischistische Vorstellung eines automatischen Subjekts allererst erzeugt wird. Hier werden die Bedingungen benannt, unter denen Kapital als selbständiges, automatisches Subjekt überhaupt erst erscheinen kann. Marx endet dabei nicht mit der Vorstellung des Kapital als dem automatischen Subjekt. Insofern ist die Kritik plausibel, dass die Isf wie die Politische Ökonomie in der „Vorstellungswelt der einfachen Zirkulation“ befangen bleibe (Rakowitz/Behre 2001: 6). Die Isf neigt jedoch wohl auch eher dazu, statt Politische Ökonomie oder deren Kritik zu betreiben, einen in ökonomischen Begriffen gefassten Zwangszusammenhang als ‘kritische’ Theorie der Gesellschaft (Wertvergesellschaftung) zu entwerfen. Eine Gesellschaft, die selber einem abstrakten Gesetz gehorche.

Die andere Seite der Abstraktion

Kornelia Hafner verweist in ihrer Kritik an dem „antideutsche[n] Jakobiner“ Bruhn auf die bei diesem vorfindliche Analogie des Begriffs des Souveräns und des Geldbegriffs. Bruhn begreift das gesellschaftliche Zwangsverhältnis als dichotomisch: ökonomisch einerseits, staatlich andererseits. 38 Insofern wird auch der Staat, der bei Bruhn der Souverän ist, kritisiert, seine Abschaffung gesucht. Staat und Kapital erscheinen als zwei Seiten eines Gesellschaftszusammenhangs.

„Zwischen Staat und Kapital kann daher ein Verhältnis der Ableitung nicht bestehen, vielmehr: Die Souveränität ist das politische Verhältnis des Kapitals, wie das Kapital nur das ökonomische Verhältnis der Souveränität ist.“ (Bruhn 1989: These 19)39

Bruhns Kritik des Staates rekurriert auf Schmitt ebenso wie auf Bakunin (Hafner 1996: 307). Der moderne Staat – hier im Anschluss an die Kritische Theorie – gilt ihm als totaler Staat. Mit dem Funktionswandel des Staates gehe bürgerliche Gesellschaft in totale Vergesellschaftung über (Bruhn 1998).

Die Konstruktion der ‘Unverstehbarkeit’ findet sich auch in Bezug auf den Staat: Das Subjekt der Souveränität sei „nicht theoretisierbar“ sondern nur zu kritisieren (Bruhn 1989: 135, zitiert nach: Hafner 1996: 287).40 Auch hier folgt Bruhn Carl Schmitt.41

Der Freiburger Materialismus und seine Kritik setzt sich außerhalb der Welt, die für sie unerkennbar ist und von der sie zugleich behauptet, dass sie einem Zwangszusammenhang unterliege.42 Diesen Zwangszusammenhang lösen sie auf in ein Prinzip, das der Abstraktion. Sie verfolgt die Abstraktion bis hin zum Wert als der absoluten gesellschaftlichen Abstraktion.43 Der Wert setzte sich in seinen besonderen Daseinsweisen Geld und Kapital. Damit seien diese nichts als Inkarnationen des Werts, jenes ‘absoluten Subjekts’.44 Dies Subjekt erscheint theoretisch in der Verkleidung des ‘automatischen Subjekts’, welches als Wort aus dem Marxschen Kapital herausgenommen und - da von seinen kritischen Implementen befreit - den grundlegenden Baustein einer positiven ‘kritischen’ Theorie der Gesellschaft abgibt. Die Freiburger Kritik hat ihre Formel gefunden – womit sie sich als Kritik sogleich negiert.

Politisch scheidet sich die Freiburger Kritik von der ‘Masse’, als die das Proletariat letztlich nur begriffen wird. Der Freiburger Kritiker ist nur Mensch, wo er konkretes, einzelnes Individuum. Individuum, dessen größte Angst es ist, sich selbst als Individuum zu verlieren und in den Strudel der Abstraktion zur ‘Masse’ hineingezogen zu werden. Sein Denken und Selbstdenken als Identifizieren zu begreifen, lässt hier die Ungestalten der Alpträume aufmarschieren.

Die Freiburger Kritik misstraut den menschlichen Subjekten in jeder Weise, sie findet darin nichts als Fremdbestimmung. Anstelle des produzierenden Menschen und des Kapital-Verhältnisses steht der Wert und das Kapital als automatisches Subjekt. Die Kritik selbst wird in eine transzendente Macht verwandelt. Machthaber sind die Freiburger Kritiker. Das Dilemma einer Kritik der bürgerlichen Verhältnisse, die den Boden dieser nicht verlassen will, hat Marx u.a. in der ‘Heiligen Familie’ diskutiert. Es ist letztlich allein das Göttliche, dem Macht und Freiheit zugeschrieben wird, um jenen Zustand zu erkennen, der vom Freiburger Materialismus als der ‘Kommunismus’ ausgegeben wird. Es ist der ‘Kommunismus’ als Jenseits.

Literatur:

Adorno, Theodor W. (1955): Zum Verhältnis von Soziologie und Psychologie, in: Ders.: Soziologische Schriften I, Frankfurt am Main 1979

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Behrens, Diethard (1993): Erkenntnis und Ökonomiekritik, in: Ders. (Hg.) (1993): Gesellschaft und Erkenntnis, Freiburg i. Br., S. 129-164

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Behrens, Diethard (Hg.) (1999): Geschichtsphilosophie oder das Begreifen der Historizität, Freiburg i. Br.

Behrens, Diethard; Kornelia Hafner; Thomas Gehrig; Thomas Schweier: Anmerkungen zu Robert Kurz, in: Kalaschnikow, Ausgabe 14, Heft 1/2000, S. 51ff.

Bonefeld, Werner (1997): Das Kapital als Subjekt und die Existenz der Arbeit, in: Wildcat-Zirkular, Nr.36/37, Berlin, S. 55-91

Bruhn, Joachim (1989): Abschaffung des Staates, Thesen zum Verhältnis von anarchistischer und marxistischer Staatskritik, in: Archiv für Geschichte der Arbeit und des Widerstands, Nr. 10, Bochum, S. 125-141, http://www.partisan.net/archive/linkskurve/

Bruhn, Joachim (1994): Was deutsch ist. Eine kritische Theorie der Nation, Freiburg i. Br.

Bruhn, Joachim (1997): Warenform, Denkform, Revolution. Über Notwendigkeiten der Ideologiekritik, zugleich eine Antwort auf Karl-Heinz Roth, in: Blättern des iz3w, Nr. 222 / 1997, http://www.isf-freiburg.org/beitraege/inhalt.htm

Bruhn, Joachim (1998): Sir John Maynard Keynes. Die bürgerliche Wissenschaft vom Reichtum als Politische Ökonomie des Reformismus, in: Bahamas, Nr. 26, zitiert nach: http://www.isf-freiburg.org/beitraege/inhalt.htm

Bruhn, Joachim (2000): Karl Marx und der Materialismus, in: Bahamas 33, S. 59-65, zitiert nach: http://www.isf-freiburg.org/beitraege/inhalt.htm

Bruhn, Joachim / Manfred Dahlmann / Gabi Walterspiel u. a. (1998): Revolution gegen die Arbeit. Wie der sozialdemokratische Arbeits-Mythos der Volksgemeinschaft den Boden bereitet, in: Jungle World, 22.04.1998

Bruhn. Joachim (1993): Christian B. und der linke Antirassismus. Vortrag auf dem konkret-Kongress „Was tun?“, Hamburg 12.06.1993 (Manuskript), http://www.partisan.net/archive/linkskurve/

Gehrig, Thomas (2002): Der Begriff des Proletariats bei Marx, unveröff. Manuskript

Hafner, Kornelia (1996): Anarchismus oder der Souverän als Feind. Eine Auseinandersetzung mit den Thesen Joachim Bruhns zur Abschaffung des Staates, in: Archiv für die Geschichte des Widerstandes und der Arbeit, Nr. 14, Fernwald, S. 283-310

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Horkheimer, Max (1937): Traditionelle und Kritische Theorie, Frankfurt am Main 1970

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Krahl, Hans-Jürgen (1971): Konstitution und Klassenkampf, Frankfurt am Main

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Schweier, Thomas Lutz (1999): Geschichtliche Reflexion bei Marx, in: Diethard Behrens (Hg.) (1999): Geschichtsphilosophie oder das Begreifen der Historizität, Freiburg i. Br., S. 149-176

Anmerkungen

  1. Dieser Text basiert auf einem Papier, das Diskussionsgrundlage des „Autonomen Kolloquiums“ in Frankfurt am Main war. Aus den Diskussionen sind zahlreiche Ergänzungen und Verbesserungen in den hier vorliegenden Text eingewandert.Zurück zur Textstelle
  2. In diesem Sinne sind Teile der Linken immer wieder hinter den unterschiedlichsten Nationalflaggen hergelaufen oder auf einer herumgetrampelt. Es führt dazu, aus der moralisch gestärkten Entscheidung heraus nationalistische Politik und Krieg als Mittel zu rechtfertigen, ‘Völker’ als Kollateralschäden zu deklarieren oder eine islamische Weltverschwörung zu konstruieren. Unzweifelbar bietet Entscheidung Orientierung für eine sich radikal wähnende Linke – Orientierung, die das marxistisch-leninistische Verständnis der Arbeiterbewegung offensichtlich nicht mehr hergibt.Zurück zur Textstelle
  3. Die Kritische Theorie interpretiert die kapitalistische Produktionsweise als Ökonomie des Tauschs. Sie verbleibt so im Horizont der einfachen Warenproduktion und kann zu keiner Klassentheorie kommen.Zurück zur Textstelle
  4. Diese Auffassung von Proletariat wird fälschlich als originär Marxsche ausgegeben. Für die Autoren hat sich jedoch mit dem Wandel der Arbeit auch das ‘Proletariat’ verändert. Hier erscheint ‘Proletariat’ als die allgemeine „Menge“ – alle leben unter der Herrschaft des Kapitalismus.Zurück zur Textstelle
  5. Die Krisis-Gruppe scheint zwar einige der Theorieelemente (so die Teilung Marxens in Wertkritiker und Arbeiterbewegungsmarxist) zu teilen, jedoch holzschnittartiger. Zur Kritik an Robert Kurz siehe: Behrens/Hafner/Gehrig/Schweier 2000; Behrens 1993: 131ff. Der Erlanger Kommunismus zeichnet sich durch den Versuch einer negativen Geschichtsphilosophie der abstrakten Arbeit aus.Zurück zur Textstelle
  6. Bruhn will die Carl Schmittsche „Kritik des bürgerlichen Staates in entgegengesetzter politischer Absicht einer kritischen Theorie der Nation implementieren“, Hafner 1996: 296. Darüber hinaus wäre im Sinne einer Kritik der Politik zu fragen, welcher inhaltliche Charakter einem Politikverständnis zukommt, dessen politische Vorzeichen sich umkehren lassen. Zurück zur Textstelle
  7. Hier findet sich eine breite Palette: Diese reicht von antisemitischen Theoretikern wie Bakunin über die unreflektierte und geschichtsvergessene Bezugnahme auf die nationale Befreiungsbewegung Palästinas, dem Kommandounternehmen im Deutschen Herbst bis zu dem verbreiteten Verständnis von Ökonomie, das diese in die Kategorien von produktivem vs. Finanzkapital begreift und kritisieren will (u.a. Gorz).Zurück zur Textstelle
  8. Dieses Politikverständnis, das sich auch im politischen Agieren der Freiburger ausdrückt, widerstreitet ebenso der im Anschluss an Marx und Agnoli postulierten Perspektive einer Kritik der Politik.Zurück zur Textstelle
  9. „Kritik ist die Provokation darauf, dass die gesellschaftlichen Individuen die Resultate ihrer Vergesellschaftung sich als die Resultate ihres Willens nicht zurechnen können - also die kontrafaktische Unterstellung dessen, dass es außerhalb des Spiegelspiels von Citoyen und Bourgeois ein Anderes noch geben könne. Kritik ist Negation der ideellen Formen der Vergesellschaftung als Provokation und ungedeckter Wechsel auf die praktische Negation ihrer realen Formen. Daher der reinste Voluntarismus“ (Bruhn 1989: These 23). Auch das Verständnis von Politik als Provokation fußt nicht nur auf situationistischen Momenten, sondern ebenso auf Carl Schmitt. Kritik als Polemik verbleibt wie Agitation äußerlich.Zurück zur Textstelle
  10. Geld sei die „Vergegenständlichung der abstrakten Synthesis der Gesellschaft“ und unverständlich (Bruhn 1989: These 21). Es sei die „besondere Darstellung des allgemeinen Warencharakters der Gebrauchswerte“ (Bruhn 1998). Geld figuriert als „paradoxe Einheit des Besonderen mit der Allgemeinheit des Besonderen“, „d.h. Identität der Identität und der Nicht Identität“, Geld sei „pure Form, die materialisiert, d.h. die pure Abstraktion, die sich selbst vergegenständlicht“ (Bruhn 2000). Bruhn versucht einen Prozess zu beschreiben, „indem sie [die „Vergesellschaftung durch Negation von Vergesellschaftung”] ihren Selbstwiderspruch darstellt, ihn aus blockierter Statik in spiralig prozessierende Dynamik transformiert, indem sie ein Drittes der Vermittlung kreiert, das der Selbstbewegung dieses Widerspruchs (Kapital) ein dingliches Reflexionsmedium (Geld) [Hervorh.: T.G.] schafft“ (IsF 2000). Zurück zur Textstelle
  11. Marxsche und Engelssche Auffassungen werden weitgehend identifiziert. Eine diesbezügliche Differenzierung erscheint nur als überflüssige Marxologie (s.u.).Zurück zur Textstelle
  12. Für den Marxismus sei die Arbeit „Fetisch vernünftiger Allgemeinheit“ (Bruhn 1989: These 12).Zurück zur Textstelle
  13. Die Arbeiterbewegung „nahm die Partei des ‘Produktivkapitals’ gegen das ‘Finanzkapital’„ ein (Bruhn 1998).Zurück zur Textstelle
  14. Es handele sich um den „historischen Ausfall des Subjekts/Objekts“ (Bruhn 2000: 64), danach bleibe nur noch Kritische Theorie. Diese Zeit-Diagnose ist in der westdeutschen Linken vorherrschend. Zurück zur Textstelle
  15. „Der Marxismus ist seiner historischen Gestalt nach zum Ausdruck der Verewigung des Kapitals mit proletarischen Mitteln geworden. So ist er wenig mehr als die Ideologie der gewerkschaftlich organisierten Facharbeiterklasse, die dem Privatkapital die Reproduktionsinteressen des Humankapitals aufzwingen will, um es darüber zum Staatskapital zu transformieren. Als Ideologie der Arbeit ist er die Ideologie des variablen Kapitals, des Werts in lebendiger Form.“ (Bruhn 1989: These 12). Vgl. zur Kritik dieses politizistischen Verständnisses von Proletariat: Gehrig 2002Zurück zur Textstelle
  16. „Der sog. ‘Grundwiderspruch von Lohnarbeit und Kapital’ reproduziert das Kapital in anderer Potenz.“ (Bruhn 1989: These 12)Zurück zur Textstelle
  17. Der Keynesianismus sei „die Nationalökonomie dieses Übergangs wie der ‘klassenlosen Klassengesellschaft’ (Adorno), die er etabliert“ (Bruhn 1998).Zurück zur Textstelle
  18. Das, was Ideologie sei, zu wissen, ist hier vorausgesetzt und muss es sein. Die Perspektive der Kritik ebenso – es könnte ja auch eine reaktionäre Kritik bürgerlicher Ideologie geben.Zurück zur Textstelle
  19. Bruhns Begrifflichkeit ist auch hier entlehnt von Adorno. Vgl.: Adorno 1955: 55: „Das vereinzelte Individuum, das reine Subjekt der Selbsterhaltung, verkörpert im absoluten Gegensatz zur Gesellschaft deren innerstes Prinzip. [...] Monade ist es in dem strengen Sinn, dass es das Ganze mit seinen Widersprüchen vorstellt, ohne jedoch dabei des Ganzen bewusst zu sein.“ Zurück zur Textstelle
  20. „Das Subjekt verhält sich zum Individuum wie der Tauschwert zum Gebrauchswert. In der Form des Subjekts ist die Individualität ausgelöscht“ (Bruhn 1993: 5). Für Robert Kurz (1994: 85) ist die derzeitige Gesellschaft eine, in der die „diktatorisch ans Geld gefesselte Subjektform für alle Menschen ohne Ausnahme durchgesetzt werden“ musste.Zurück zur Textstelle
  21. In Bruhn (2000: 60) ist diese Stelle vollständig zitiert.Zurück zur Textstelle
  22. „Das Subjekt ist die Wertform des Individuums, die Form seiner konkreten Allgemeinheit und ‘unmittelbaren Austauschbarkeit’, seiner Gleichheit und totalen Vergleichbarkeit.“ (Bruhn 1994: 133)Zurück zur Textstelle
  23. Diese Marx-Interpretation (heimlicher Positivismus, Geschichtsphilosophie) deckt sich auch weitgehend mit der der neueren Kritischen Theorie (Habermas, Wellmer). Zur Kritik an der Auffassung, Marx argumentiere geschichtsphilosophisch, siehe: Schweier 1999.Zurück zur Textstelle
  24. Verstehen bedeutet hier, eine nicht-widersprüchliche Vernunft in den Dingen zu entdecken, sie mit der Vernunft zu identifizieren und somit sie und die sie konstituierende Gesellschaft (Kapital/Souverän) zu affirmieren. Kritik scheint demgegenüber nicht verstehen zu müssen. Wie bekommt sie aber eine Vorstellung von ihrem Gegenstand?Zurück zur Textstelle
  25. Zu fragen wäre, wer und aus welcher Perspektive die Frage nach der Beweisbarkeit des Materialismus stellt.Zurück zur Textstelle
  26. Die „Theorie als Denkform (d.h. als Selbstbewusstsein der Ware) durchschaut das Wirkliche auf sein Wesen“ (Bruhn 1997) und werde damit zur Affirmation.Zurück zur Textstelle
  27. Die Arbeiten von Hans-Georg Backhaus, Helmut Reichelt et al. lebten „entweder von der Unterstellung, Marx sei von allen, selbst vom Genossen Engels missverstanden worden oder habe sich gar, nun in Althusserscher Zuspitzung, selber missverstanden, d.h. nicht im wirklichen und vollen Bewusstsein seiner höchsteigenen theoretischen Innovation gelebt“ (Bruhn 2000: 61). „Nota bene: Es ist daher kein Zufall, dass sich die Protagonisten der ‘Rekonstruktion’ im spießigsten Akademismus meist sehr wohlfühlen“ (ebd.). Über eine Rekonstruktion sei weder eine Erkenntniskritik noch eine „Explikation des Zusammenhangs von Warenform und Denkform“ (ebd.) zu erhalten.Zurück zur Textstelle
  28. Die „proletarische Apologie des Kapitals, in deren Namen Marx die ‘revolutionäre Ungeduld’ der Anarchisten verurteilte“ (Bruhn 2000: 63), gehe darauf zurück, dass Marx und Engels aus bewegungspolitischer Rücksichtnahme hinter ihren eigenen Begriff des Kapitals als ‘automatisches Subjekt’ zurückgefallen seien, ihn nur mehr als „Quasi-Subjekt“ ausgaben, das erkennbar sei, dem „Röntgenblick transparent“ werde.Zurück zur Textstelle
  29. Bruhn kontrastiert Marxsche ‘Kritik’ und eine „positive [..] Philosophie der Arbeit“, die Marx im ‘Kapital’ ebenso vertrete (Bruhn 2000: 64).Zurück zur Textstelle
  30. „Anders als durch die Rezeption insbesondere von Adornos Negativer Dialektik wird dieses Verständnis nicht zu haben sein. Deren Impetus aber ist: Es kann keine vernünftige und wahre Theorie eines unvernünftigen und unwahren Gegenstandes geben. Das Wesen ist Unwesen, die Wahrheit darüber nicht Theorie, sondern – Kritik.“, Isf 2000: 39. Bruhns Vorstellung von Kritik, die nur als Ideologiekritik auftreten könne, erinnert auch an die wesentliche Bestimmung von ‘Kritik’ durch Horkheimer. Für diesen ist das kritische Wesen der Kritischen Theorie das kritische Verhalten (vgl.: Horkheimer 1937: 29). Bruhn selbst scheint jedoch ‘Kritik’ bereits zu ‘positiv’. Sie wird daher in Polemik überführt: „Wer sich zum Kapital nicht polemisch verhält, verhält sich unsachlich zu ihm“, denn „das Ganze [ist] das ganz und gar Falsche.“ (Bruhn 2000: 64)Zurück zur Textstelle
  31. Wie stellt sich aber dieses Außen her, das als einziger Standpunkt, von dem aus es möglich sei zu kritisieren, präsentiert wird? Die Revolution ergibt sich hier durch die Krise. Auf sie oder auf den Umschlag der individuellen Bewusstseine muss gewartet werden. Oder bricht das Kapitalverhältnis gar zusammen vor der Freiburger Kritik? Ist für Bruhn Kritik „Denunziation der ideellen Formen der Vergesellschaftung in der Hoffnung, deren reale Formen in die Krise zu treiben“, so ist die „Hoffnung, durch Kritik die Krise zu provozieren“, selbst auch unbegründbar (Bruhn 1989: These 23) - aber gleichwohl als politische Intention doch vorhanden. Ist die Freiburger Kritik mehr als Attentismus oder versuchte Scheinaufklärung?Zurück zur Textstelle
  32. Vgl.: Marx: Kapital, 23: 169. Für die Bruhnsche Kritik ist „die geistige Reproduktion des Kapitals als eines ‘automatischen Subjekts’ eine Reproduktion, der jeder affirmative Charakter abgeht, weil sie als Ideologiekritik auftritt“. Insofern fällt diese ‘geistige Reproduktion’ nicht unter die ‘Wissenschaft’. Zurück zur Textstelle
  33. „Das Kapitalverhältnis ist an sich selbst unverständlich, historisch und logisch.“ (IsF 2000: 20)Zurück zur Textstelle
  34. „So ist der Wert nichts anderes als der gesellschaftliche Inhalt, der in der Marxschen Wertform-Analyse rekonstruktiv Gestalt annimmt: erst als Ding, im Geld, dann als Subjekt, im Kapital.“ (IsF 2000: 20) Geld sei – so Bruhn - „die sinnliche Vergegenständlichung der abstrakten Synthesis der Gesellschaft durch den Wert“, Bruhn 1989: These 21. Hier liegt das Problem bereits in der Bestimmung selbst, nicht nur darin, dass dies bei Bruhn als ein Sich-selbst-Setzen erscheint.Zurück zur Textstelle
  35. Dies werde im Marxschen Kapital nachgewiesen. „Das Kapital als ‘automatisches Subjekt’ begreifen zu wollen, kommt daher nicht zufällig dem Versuch gleich, Gott zu denken.“ (IsF 2000: 30) „Zu behaupten, man habe das „automatische Subjekt” verstanden, heißt zu behaupten, man habe den Herrgott verstanden.“ (IsF 2000: 38)Zurück zur Textstelle
  36. „Der Gegenstand dieser Kritik ist jedoch in letzter und erster Instanz kein anderer als das ‘automatische Subjekt’ in seiner geldförmigen Leiblichkeit wie seiner akkumulativen Spukhaftigkeit, d.h. die Kritik einer reiner Abstraktion, die praktisch geworden ist.“ (Bruhn 2000: 64)Zurück zur Textstelle
  37. Hier wird wie bei Robert Kurz die „abstrakte Wertgegenständlichkeit zur Voraussetzung der Tauschrelation“ (Behrens 1993: 133).Zurück zur Textstelle
  38. Hier ist die bürgerliche Ideologie komplett, die Bruhn für die Wirklichkeit nimmt. Das zuvor bereits ‘angerufene’ Individuum als das entscheidende Subjekt findet seinen Platz zwischen den Polen Ökonomie und Staat. Bei Bruhn ist das Individuum allerdings im Unterschied zur bürgerlichen Auffassung nicht frei handelnde Person, sondern zugerichtetes ‘Subjekt’. Die Abstraktionen erschlagen das Individuum, seine Vermittlerrolle wächst ihm über den Kopf. Das Spiel Struktur gegen Handlung läuft zunächst schlecht für letztere.Zurück zur Textstelle
  39. Dies wendet sich gegen Marx wie gegen den Marxismus, der mit diesem identifiziert wird. „Der Marxismus hat den Staat stets im Rahmen einer positiven, ins Politische nur verdoppelten Metaphysik der Arbeit gedacht - vom frühesten Marx bis zum spätesten Engels. Sit venia verbo: Marx war schon immer ein mindest 90%iger Kautskyaner und, daher, Leninist.“ (Bruhn 1989: These 13, Nachbemerkung) Für Robert Kurz (1988: 25) sind „Staat oder Rechtsstaat [...] nur die andere Seite des Geldes, beides sind Momente einer einzigen Totalität, der des Wertverhältnisses“.Zurück zur Textstelle
  40. Unverstehbar ist die Souveränität wie das Geld (vgl.: Bruhn 1989: These 23). Hafner fasst Bruhns Konstruktion wie folgt zusammen: „Geld und Souverän sind theoretisch nicht zu fassen, sondern finden ebenso wie das Kapital ihre theoretische Wahrheit nur in ihrer praktischen Aufhebung.“ (Hafner 1996: 287) Bruhn würde ‘Abschaffung’ sagen.Zurück zur Textstelle
  41. „Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet.“ „Die Ausnahme erklärt das Allgemeine und sich selbst; kann man sie nicht erklären, so kann man auch das Allgemeine nicht erklären“ (Schmitt 1922: 9-15, zitiert nach: Bruhn 1989: These 17). Vgl. kritisch dazu: Hafner 1996: 287Zurück zur Textstelle
  42. Offen ist, was die Anziehungskraft solch geschlossener Systeme ausmacht: der notwendig mit solchen Vorstellungen verbundene Elitismus, der sich bis zum Bewusstsein des Auserwähltseins steigern kann; die Undurchschaubarkeit eines mystischen Zwangszusammenhangs, dem sich die intellektuellen Individuen immer schon äußerlich wähnen, oder die impliziten Ordnungsvorstellungen, mit denen – gegen die Dynamik der Verhältnisse und ihres Begreifens – Strukturen und damit Orientierung fixiert werden soll.Zurück zur Textstelle
  43. Das Abstrakte steht hier gegen das Konkrete des Individuums, das es unterjocht. Das Abstrakte konkretisiere sich selbst jedoch im Geld. Es erscheint – wie Marx kritisch festhält – als das gesellschaftliche Individuum. Das Individuum hingegen bleibt im Freiburger Denken selbst abstraktes.Zurück zur Textstelle
  44. Hier wird die Wertontologie der Freiburger deutlich, deren metaphysischer Charakter bei Marx und Engels bereits kritisiert ist: „Was sich daher in der Spekulation freut, ist, alle wirklichen Früchte wiederzufinden, aber als Früchte, die eine höhere mystische Bedeutung haben, die [...] die Inkarnation ‘der Frucht’, des absoluten Subjekts sind.“ (Marx/Engels 1845: 62)Zurück zur Textstelle
© links-netz August 2003