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Hans-Werner Sinn ist „Hochschullehrer des Jahres“

Joachim Hirsch

Der Deutsche Hochschulverband, die Berufsvertretung der deutschen UniversitätslehrerInnen hat Hans-Werner Sinn zum „Hochschullehrer des Jahres“ gewählt. Seine permanente Präsenz in der Presse und in Talkshows hat offenbar Wirkung gezeigt. In der Begründung erklärt der Verband, Sinn stehe für eine unparteiliche, wissenschaftliche Expertise, sei als Wissenschaftler allein der Rationalität verpflichtet und kenne keinen Opportunismus. Und im Wortlaut: „Er ist ein meinungsfreudiger Freigeist und unabhängiger Mahner jenseits des politischen Mainstreams, dessen Thesen Debatten anstoßen und beleben“.

Irgendwie sind das erstaunliche Aussagen zu einem Mann, der sich vor allem als Ideologe des herrschenden Neoliberalismus profiliert. Von wegen unabhängig. Meinungsfreudig ist er indessen wirklich, wobei seine Aussagen im Wesentlichen immer dieselben bleiben: Deregulierung, Privatisierung und Lohnsenkung. Nur die Begründungen wechseln und es stört ihn nicht, dass sie sich oft völlig widersprechen. Das ist bei Glaubensbekenntnissen nun mal so. Mit den Fakten ist es überhaupt so eine Sache. Auch seine Warnung, die Einführung eines Mindestlohns habe katastrophale Auswirkungen für die deutsche Wirtschaft war ganz offensichtlich nicht so ganz begründet, hält ihn selbst der Arbeitgeberverband inzwischen für richtig. Dass sich Analysen wie die von Sinn öfter mal als falsch erweisen, ist in der Wissenschaft nicht unüblich. Weniger üblich ist, wenn man daraus keine Konsequenzen zieht und sich so als ebenso erfahrungs- wie lernresistent erweist. Das kann man Unabhängigkeit nennen.

Wenn ein Hochschullehrerverband derartige Ehrungen ausspricht, darf man sich nicht darüber wundern, was heute aus der Wissenschaft, insbesondere der ökonomischen geworden ist.

© links-netz Dezember 2015