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Der „FC Deutschland 06“

Die Fußball-WM als nationale Massenzeremonie

Daniel Keil

Im Gegensatz zu den Interpretationen, die den patriotischen Taumel während der Fußball-Weltmeisterschaft als harmlos darstellen und die großen Partys als Ausdruck einer weltoffenen Feierlaune begreifen, müssen diese vielmehr als Ausdruck einer Transformation „nationaler“ Identität begriffen werden. Im Mittelpunkt stehen dabei Prozesse der sogenannten „Normalisierung“ der deutschen Nation vor dem Hintergrund ihres Verhältnisses zum Nationalsozialismus und zu Auschwitz.

Überall wurde und wird man mit der Behauptung konfrontiert, es handele sich nicht um Nationalismus, wenn Millionen Menschen Fahnen schwenken, sich die Nationalfarben auf die Backen malen, Schwarz-Rot-Gold-Accessoires in allen Variationen tragen; es sei positiver Patriotismus, der nicht politisch sei, sondern einfach „Bock auf Wir-Gefühl, Bock auf Gemeinschaft“ (so Exklusiv, So 25.6.,RTL) ausdrücke. Dagegen ist festzuhalten, dass der nationale Taumel in Deutschland während der WM nicht aus dem Nichts kam, sondern eine Vorlaufzeit hatte und dass dies in Zusammenhang mit dem Wandel der deutschen nationalen Identitätskonstruktionen zu sehen ist und die Fußball-WM quasi einen Höhepunkt darstellte. Um das zu belegen werde ich kurz den Vorlauf skizzieren, um dann zu versuchen, die WM vor diesem Hintergrund zu analysieren.

Hierzu halte ich es durchaus für fruchtbar in die Entstehung des Konstrukts der „Nation“ zurückzugehen: Der Historiker Geary stellt einen typischen Verlauf in der Entstehung der imaginierten Gemeinschaften, der Nationen dar. Dieser Verlauf wird in drei Phasen unterteilt. In der ersten Phase studiert eine kleine Gruppe ‚erweckter’ Intellektueller die Sprache, Geschichte und Kultur eines Volkes, in der zweiten Phase erfolgt die Verbreitung der entwickelten Ideen durch eine Gruppe von ‚Patrioten’, und in der dritten Phase findet die nationale Bewegung die Unterstützung der Massen und damit ihren Höhepunkt (vgl. Geary 2002, 27)1. Da ich davon ausgehe, dass sich Deutschland in einem Prozess, bzw. einer Kopplung von Prozessen der Neuherstellung der Nation befindet, so dass man mit Schobert (2004) von einer „zweiten Nationenbildung“ sprechen kann, hilft dieser historische Blick um das Geschehen einzuordnen.

Anhand der drei Phasen kann die „Normalisierung“ der deutschen Nation ebenfalls eingeteilt werden: zunächst arbeiteten (und arbeiten immer noch) Intellektuelle an der Normalisierung der deutschen Geschichte, indem das heutige Deutschland strikt getrennt wird von dem Nationalsozialismus und Auschwitz. Dies ließe sich nachzeichnen von der Debatte über das Holocaust-Mahnmal in Berlin, die Walser-Bubis- und die Goldhagen-Debatte bis hin zu den verschiedenen 60-Jahrfeiern zum Ende des Zweiten Weltkrieges und noch vieles mehr. Insgesamt ist das Ergebnis die Auflösung der konkreten Tat Auschwitz in einen vagen Begriff des Schreckens und des Leids und die daraus sich ableitende »positive« nationale Identität, die gegen einen übersteigerten Nationalismus in Anschlag gebracht wird.

Zu der zweiten Phase, der Verbreitung der Ideen, gehört z.B. die »Du-bist-Deutschland«-Kampagne. Hier wird auch ein wichtiger Unterschied erkennbar: diese Kampagne ist eine kulturindustrielle, d.h. nicht mehr Dichter und Intellektuelle, sondern Marketingfirmen und WerbemanagerInnen sowie Popstars und Regisseure schüren das Deutschland-Gefühl. In diese Phase gehört auch die nationale Wende in der Popmusik, sowie die filmische Verarbeitung des Gewinns der Weltmeisterschaft 1954 in Bern. Dieser Film hat eine herausragende Bedeutung, da das „Wunder von Bern“ als Gründungsmythos der Bundesrepublik inszeniert wird. Deshalb muss es in diesem Zusammenhang etwas genauer betrachtet werden. Zunächst zum Ereignis selbst: Die deutsche Nationalmannschaft war als Außenseiter gestartet und überraschend bis ins Finale vorgedrungen. Dort hat sie gegen die damals als „Übermannschaft“ gesehene ungarische Nationalmannschaft, gegen die in der Vorrunde noch haushoch verloren wurde, nach einem 0:2 Rückstand noch mit 3:2 gewonnen. Dies entspricht zunächst dem gängigen Muster eines „Fußball-Wunders“. Doch implizierte dieses „Wunder“ noch mehr: „Den Deutschen aber werden Wunder nicht von Glücksfeen geschenkt. Immer muß das Wunder hart erarbeitet werden, weshalb es auch verdient ist. So wie die deutschen Kicker »von ganz unten« sich hochspielten, so hat sich das deutsche Volk durch Leistung und Fleiß aus Sack und Asche hochgearbeitet. Dieser Verklärung diente und dient die Verklärung der WM 1954“ (Kresse 1999). Doch nicht erst in der sich entwickelnden Erzählung darüber, sondern schon während der Weltmeisterschaft selbst und kurz nach dem Gewinn wurde ihre Tragweite sichtbar. Nach der Kapitulation 1945 und der damit einhergehenden Beendigung des radikalisierten Programms der deutschen Volksgemeinschaft, der Vernichtung der Juden, lag das deutsche Selbstbewusstsein am Boden. Der Gewinn der Weltmeisterschaft 1954 half jenes wieder auf die Beine zu stellen, er wurde als emotionale Selbstanerkennung der Republik gefeiert, das Wunder von Bern wurde zur nationalen Katharsis und zum Wiedereintritt in eine neue nationale Identität erhoben, ausgedrückt im „Wir sind wieder wer!“. Vor allem half es, ungebrochen an 1945 anzuknüpfen. So sangen die Deutschen im Stadion voller Inbrunst die erste Strophe des „Deutschland-Liedes“, also „Deutschland, Deutschland über alles“ und der damalige Präsident des DFB musste bei einem Radiointerview im Bayrischen Rundfunk von Musik übertönt werden, da er in den alten Führerton fiel, in Bezug auf Buhrufe Schweizer Zuschauer_innen von „welscher Missgunst“, von Österreich als einer Enklave, deren deutschen Bewohnern es nicht mehr vergönnt sei, mit dem Vaterland vereint zu sein, sprach, und schließlich den nordischen Gott Wotan beschwor (vgl. Chlada/Dembowski 2002). Dies zeigt zum einen, dass Fußball-Weltmeisterschaften schon immer im Kontext nationaler Politik rezipiert wurden und zum anderen, dass solche Ereignisse immer wieder neu interpretiert und den gesellschaftlichen Verhältnissen angepasst werden. Während also 1954 und im Folgenden die Weltmeisterschaft als Gewinn der hart sich nach oben arbeitenden Deutschen das Gefühl des „Wieder wer Seins“ hervorbrachte und damit an 1945 angeknüpft werden konnte, ohne die Verbrechen des Nationalsozialismus zu erinnern, so wandelte sich das Verständnis des „Wunders von Bern“ im Zuge der Wandlung der Vergangenheitspolitik der Berliner Republik. Mit dem Film von Sönke Wortmann ist ein nationales Denkmal in Filmform geschaffen worden, welches die kulturindustrielle Umsetzung jener Vergangenheitspolitik darstellt.

Der Film inszeniert die WM 54 als Gründungsmythos der Bundesrepublik, dargestellt als eine Familiengeschichte. Im daniederliegenden Deutschland – dies wird unterstrichen durch die Farbgebung: Deutschland liegt unter einem Grauschleier, die Schweiz dagegen wird in bunten Farben präsentiert – lebt eine Familie, bestehend aus der Mutter und zwei Söhnen, der Vater kehrt 1954 aus der Kriegsgefangenschaft in Russland zurück. Dort lernt er (der Vater) seinen jüngsten Sohn kennen, der geboren wurde, als er an der Ostfront war. Die Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden steht im Mittelpunkt des Films. Der Vater stellt hierbei das alte Deutschland dar, autoritär, einer der alles im Griff haben muss, er prügelt und predigt Härte („Ein deutscher Junge weint nicht“). Zudem hat er mächtig gelitten „beim Russen“ – der Grund für seinen Aufenthalt dort wird ausgeblendet, von den Verbrechen der Wehrmacht und der SS erfährt man nichts. Diese kurz zu erwähnen bleibt dem älteren Sohn vorenthalten, der kommunistischen Ideen anhängt und schließlich in die DDR geht, also sozusagen der verlorene Sohn. Von ihm, das nur nebenbei, hört man danach auch nichts mehr, Kommunisten haben in der deutschen Geschichte nun mal nichts zu suchen.

Der kleine Junge, als Verkörperung des „neuen Deutschland“, hat keinen Bezug zum Vater, und er ist auf der Suche nach Identität, die er sich über den Vater zunächst nicht holen kann. Er versucht dies über den Nationalspieler Helmut Rahn, den er auch beim Kicken auf dem Bolzplatz versucht zu imitieren, darüber aber bei den anderen keine Anerkennung findet. Im Laufe des Films kommt es aber zu einer Annäherung zwischen Vater und Sohn, zwischen altem und neuem Deutschland. Der Vater läutert sich nach einem Besuch beim Pfarrer und hilft dem Sohn bei der Identitätsfindung, die wiederum über Fußball läuft. Er rät dem Sohn, nicht Rahn zu kopieren, sondern seine eigenen Stärken zu benutzen und die größte Stärke ist die Kampfkraft. Der Junge spielt fortan als Abwehrspieler auf dem Bolzplatz und findet darüber Anerkennung. Die endgültige Versöhnung findet dann in Bern statt, da alt und neu, Vater und Sohn, gemeinsam ins Stadion fahren. Als Rahn den Jungen erblickt und damit sieht, dass alles gut ist, macht er sich auf und schießt das Siegtor. Die „Deutschland, Deutschland über alles“-Gesänge werden im Film denn auch unterschlagen, da es die Konstruktion zerstören würde, die dem Film zugrunde liegt: dass das alte Deutschland sich geläutert hat und dem Neuen bei der Findung einer positiven Identität hilft, indem sich Gesamtdeutschland von der Vergangenheit distanziert hat. Das neue Deutschland hat seine positive nationale Identität aus der Läuterung des alten und die Abgrenzung gegenüber der im Nebel verbleibenden Vergangenheit vermittelt über den Fußball gewonnen. Dass beim betrachten des Films nicht nur Gerhard Schröder, der ja bei den diversen 60 Jahrfeiern nach Kriegsende Deutschland als Sieger über den Nationalsozialismus präsentieren durfte, zu Tränen gerührt war, verwundert nicht.

Die dritte Phase, also die Unterstützung der nationalen Idee durch die Massen, und damit der vorläufige Höhepunkt fand während der WM statt: die Massen sammelten sich Millionenfach auf public-viewing-Plätzen und zelebrierten eine riesige Feier für die Nation und ProtagonistInnen der Kulturindustrie aller Couleur sekundierten dabei, ob Oliver Geißen, Günther Jauch, Hellmuth Karasek, ob im Fernsehen oder Feuilleton. Immer wieder stellten sie die rhetorische Frage, ob dies »entspannte Nationalgefühl« denn bedrohlich sei, um sie im nächsten Moment wegzuwischen.

Vergleicht man nun die Inszenierung der WM mit klassischen nationalen Zeremonien, kann man feststellten, dass sich alle Momente der klassischen nationalen öffentlichen Zeremonie2 dort wiederfanden. Zunächst im offiziellen Teil, im Stadion: Ein Länderspiel folgt einer genauen Liturgie, es beginnt mit dem Absingen der Nationalhymnen, mit einem Lied, es folgt das fest geregelte Spiel, bei dem die ZuschauerInnen immer wieder Zwischenlieder singen und es endet, egal ob bei Sieg oder Niederlage, mit dem Bekenntnis zur Nation. Dieses drückt sich bei Siegen in ausdauerndem, von Mannschaft und Publikum gemeinsam inszeniertem Jubel aus; bei Niederlagen, je nachdem wie sie zustande kommen, entweder in einem „jetzt erst Recht“-Applaus oder in einer Abwendung von der Mannschaft, wenn sie den Ansprüchen des nationalen Traumes nicht gerecht wurde. Hier ist noch festzuhalten, dass die Inszenierung im Stadion auch Elemente des Theaters aufweist, die sich ebenfalls analogisieren lassen: so wie sich im Laufe der Entwicklung der Nation viele Reformtheater bildeten (neben den kultischen Wagner-Inszenierungen), deren Inhalt darauf ausgerichtet war, „die Menschen in die Wirklichkeit von Traum und Illusion [zu] führen“. Der Traum sollte „von nationalem Inhalt erfüllt sein“ und die „Darsteller und Zuhörer [...] eine Einheit bilden.“ (Mosse 1993, 136). Die Spieler und ZuschauerInnen bildeten eine solche Einheit, die den Traum träumte, dass Deutschland Weltmeister werde, „nicht nur im Fußball, sondern überall“, wie Roland Koch sagte.

Auch beim inoffiziellen Teil der nationalen Massenzeremonie ist dies zu erkennen. In den großen public-viewing-Plätzen verschmolzen teilweise (so in Berlin) Hunderttausende zur Gemeinschaft und bildeten auch so eine Einheit mit der Nationalmannschaft. Auch hier erwiesen sich Lieder neben dem Farbentragen als das Medium der Gemeinschaftsbildung. So erklang jedes Mal bei Deutschlandspielen die inoffzielle Nationalhymne der „Sportfreunde Stiller“ „54, 74, 90, 2006“3 noch vor der offiziellen. Im Text präsentiert sich die Ideologie unverblümt als Ideologie, der aber bereitwillig gefolgt wird:

„Wir haben nicht die höchste Spielkultur. Sind nicht gerade filigran. Doch wir haben Träume und Visionen und in der Hinterhand 'nen Master Plan. Für unseren langen Weg aus der Krise und aus der Depression, lautet die Devise: Nichts wie rauf auf den Fußballthron!“

So wie in der „Du bist Deutschland“-Kampagne auch eine positive Stimmung erzeugt werden sollte, so zeigte sich der „entspannte Patriotismus“ vor allem als Hurra-Geschrei und volksgemeinschaftlicher Gute-Laune-Terror, der dazu einlud, einer Einladung der auch fast alle folgten, mit guter Laune die Menge der aus der Gesellschaft ausgestoßenen Menschen zu erhöhen. „Kulturindustrie bietet als Paradies denselben Alltag wieder an“ (Horkheimer/Adorno 1987, 167), schrieben Adorno und Horkheimer und genau dies passierte hier: derselbe Alltag, dieselben Drangsalierungen und Zumutungen durch die Gesellschaft sollten einfach weggefeiert werden im Kollektiv. Die „Schwarz-Rot-Geil“ (Bild)-Gemeinschaft konnte nichts auseinander bringen, alle standen zusammen, die Klassengegensätze waren während dessen aufgehoben. 1968 bemerkte Adorno: „Wird eine Fußballweltmeisterschaft vom Radio übertragen, deren jeweiligen Stand die gesamte Bevölkerung aus allen Fenstern und durch die dünnen Wände der Neubauten hindurch zur Kenntnis zu nehmen gezwungen ist, so mögen selbst spektakulär verschlampte Gammler und wohlsituierte Bürger in ihren Sakkos einträchtig um Kofferradios auf dem Bürgersteig sich scharen. Für zwei Stunden schweißt der große Anlass die gesteuerte und kommerzialisierte Solidarität der Fußballinteressenten zur Volksgemeinschaft zusammen. Der kaum verdeckte Nationalismus solcher scheinbar unpolitischen Anlässe von Integration verstärkt den Verdacht ihres destruktiven Wesens.“ (AGS 8, 188f.) Alle gesellschaftlichen Gegensätze waren verschwunden, sobald Deutschland spielte: die ArbeitgeberInnen gaben ihren Lohnabhängigen großzügig frei, bzw. boten flexible Lösungen an oder stellten Fernseher auf, Parlamentsdebatten wurden zeitlich verlegt, so dass nach dem Streit im Parlament fraktionsübergreifend Fußball geschaut werden konnte usw.

Das Archaische des sportlichen Wettkampfs, bei dem die Betonung gerade auf Kampf liegt, die Ästhetisierung der Auseinandersetzung setzte sich fort in den Straßen, in denen den buntbemalten, mit diversen Utensilien behangenen und brüllenden Horden selbst bei größtem Bemühen nicht ausgewichen werden konnte.

„Nichts aber ist moderner als diese Archaik: die sportlichen Veranstaltungen waren die Modelle der totalitären Massenversammlungen. Als tolerierte Exzesse verbinden sie das Moment der Grausamkeit und Aggression mit dem autoritären, dem disziplinierten Innehalten von Spielregeln: legal wie die neudeutschen und volksdemokratischen Pogrome.“ (AGS 10.1, 79)

Die Selbstinszenierung der Deutschen auf den Straßen entsprach dabei genau den gewünschten Regeln für die internationale Konkurrenz: als Individuum soll voll und ganz aufgehen im Deutsch-Sein, aber von direkter körperlicher Gewalt abzusehen und die Fans anderer Mannschaften mal nicht anzugreifen, sondern als zahlungsfähige Gäste und/oder liebenswerte ExotInnen zu behandeln. Vor allem letzteres klappte sehr gut, wohl in dem Bewusstsein, dass lustig angezogene Menschen nach der WM wieder nach Hause fahren. Die inszenierte Herzlichkeit verdeckte die gnadenlose Abschiebepraxis in Deutschland und die Erinnerung daran , die in Form von Plakaten der Organisation Pro Asyl (mit der Aufschrift »Deutschland ist Abschiebeweltmeister«) die Öffentlichkeit erreichen wollte, hatte deshalb keine Chance. Die Plakate wurden sehr schnell von entspannten PatriotInnen aus dem Stadtbild entfernt.

Außenminister Steinmeier sagte in einem Interview in der Super-Illu: „Diese Fußball-Weltmeisterschaft ist keine Veranstaltung der Bundesregierung, sie ist keine Veranstaltung des Staates. Zu Gast bei Freunden« bedeutet: Zu Gast bei den Deutschen. Alle Bürgerinnen und Bürger sind gefragt, sich und unser Land mit großer Gastfreundschaft, Weltoffenheit und sportlicher Begeisterung zu präsentieren.“ Und dieser Anweisung von höchster Stelle wurde so stark Folge geleistet, dass die nationale Energie sich bei vielen im Brüllen, Hüpfen und Tanzen entlud, also im fröhlichen Aufgehen im Kollektiv, das andererseits aber auch keine Abweichung duldete. Die Masse der Bilder von fröhlich Feiernden machte es zudem leicht, das repressive Moment dieses Feierkollektivs zu übersehen. Nicht nur, dass man schon Aggressionen auf sich zog, wenn das Mitsingen verweigert wurde, auch handfeste Gewaltakte und offene Solidarisierungen der „normalen“ deutschen Fußballfans mit Nazihooligans wie in Dortmund im Rahmen des Spiels Deutschland gegen Polen blieben weitgehend abseits der medialen Wahrnehmung und der Öffentlichkeit. Über die vielen Übergriffe von Deutschlandfans gegen Linke war im Prinzip nur über das Nachrichtenportal Indymedia etwas in Erfahrung zu bringen. Wie fröhlich und entspannt der „neue deutsche Patriotismus“ daherkam, wurde zudem nach dem verlorenen Halbfinale deutlich: quer durch die Republik kam es zu Übergriffen gegen Italienische Fans und Restaurants.

Vergessen waren zudem die hässlichen Schlagzeilen von Nazi-Schlägern, national „befreiten“ Zonen und von Reisewarnungen an ausländische Fans vor bestimmten besonders fröhlichen Orten in Deutschland. Das war plötzlich alles verschwunden und durfte auch nicht mehr thematisiert werden. Die Fußball-WM wurde so auch noch ganz nebenbei zu einer riesigen Propaganda-Show für Deutschland, welches ja so friedliebend ist. Schon 1936 machten die Nazis die Olympiade zu einem „Fest der Völker“. Antisemitische Parolen wurden aus dem Stadtgebiet entfernt, Hetze gegen Jüdinnen und Juden war untersagt und die Deutschen waren angehalten, gastfreundlich zu sein, um der Welt zu zeigen, was für ein liebenswertes und friedliches „Volk“ sie seien.

Neben der falschen Negation der Klassengegensätze in der zusammengeschweißt - entspannten Volksgemeinschaft erscheint mit der Massensportveranstaltung Fußball-WM 2006 ein gewandelter Typ von Männlichkeit, der potentiell als Norm setzend sich etablieren kann, ohne die alten Ideale der Härte aufzugeben. Hatte Sport bei den Turnerverbänden bewusst den Zweck, an ein Ideal des männlichen Körpers anzuknüpfen, das einerseits aus der griechischen Antike geholt wurde, andererseits den Körper als Kriegsinstrument betrachtete, so ist Sport, bzw. der moderne Sport auch mit den Produktionsverhältnissen zu verbinden. „Der moderne Sport, so ließe sich sagen, sucht dem Leib einen Teil der Funktionen zurückzugeben, welche ihm die Maschine entzogen hat. Aber er sucht es, um die Menschen zur Bedienung der Maschine um so unerbittlicher einzuschulen. Er ähnelt den Leib tendenziell selber der Maschine an. Darum gehört er ins Reich der Unfreiheit, wo immer man ihn auch organisiert.“ (AGS 10.1, 80) In den beiden deutschen „Stürmern“ Klose und Podolski ist das gewandelte Männerbild am deutlichsten zu sehen: einerseits topfitte, bewegliche Maschinen, die kampfstark sind und keinen Weg zu gehen scheuen, abseits des Platzes aber ganz liebe Jungs, schüchtern und zurückhaltend – keine Machos, sondern eher Boygroup-Typen –sehr schlicht im Geiste – und genau aufgrund des letzteren werden sie so geliebt. Adolf Hitler bemerkte einmal, dass der körperlich gesunde und fitte für Staat und Volk weitaus wichtiger sei, als der geistreiche Schwächling.

In der allgemeinen Euphorie war dies zu spüren: KritikerInnen des deutschen Nationalismus fanden keinen Raum mehr, die Intellektuelle Auseinandersetzung wurde abgewehrt, für alle galt nur noch, Deutschland zu sein. Dies war nicht zuletzt in der „Diskussion“ über die neu aufgelegte Broschüre der GEW „Argumente gegen das Deutschlandlied“ von 1989 zu beobachten. Diese glänzt nun nicht durch einen strikten Antinationalismus, sondern fordert, dass aufgrund der historischen Belastung des Deutschlandliedes von von Fallersleben ein anderes Lied als Nationalhymne verwendet werden sollte. Nach der Veröffentlichung brach ein Sturm der Entrüstung los, die GEW wolle die tolle Feierstimmung in Deutschland trüben und die WM gefährden. Die hessische Kultusministerin Karin Wolff verbot das Verteilen der Broschüre an Schulen und nannte die Initiative „hinterwäldlerisch“. Der FDP-Bundesvorstand ließ durch den Sprecher Robert von Rimscha mitteilen: „Die ewiggestrigen GEW-Funktionäre sollten ihre Gespenstergeschichten in ihren Selbsterfahrungsgruppen diskutieren, unsere Schulen aber damit verschonen. Dieses Foul gegen Deutschland schreit geradezu nach einem Platzverweis für die GEW“. Bei Spiegel-online in der Rubrik „Mohrs Deutschlandgefühl“ durfte ein Reinhard Mohr seinen deutschen Gefühlen freien Lauf lassen: „Auch die linke GEW tobt weiter im Laufställchen ihres anachronistischen Geschichtsbewusstseins herum. Als hätten wir es gestern schon geahnt: Die Broschüre, mit der die tapferen Lehrer ihre fehlgeleiteten Schüler über das »furchtbare Loblied auf die deutsche Nation« aufklären wollen, ist 16 Jahre alt. Sie stammt also aus der Zeit, als fortschrittlich gesinnte Menschen durch die Straßen liefen und riefen: »Nie wieder Deutschland!« Nicht wenige sahen damals ein »Viertes Reich« heraufziehen. Ja, ja, man müsste in die Köpfe schauen können, am besten in jeden einzelnen. Freiwillige Kopfkontrolleure der GEW gäbe es genug. Ihren George Orwell kennen sie.“ Sie, also die GEW-Leute, seien im Bewusstsein in den siebziger Jahren stehen geblieben. Damit hat sich die Wahrnehmung umgedreht. Nicht mehr Neonazis sind die „Ewiggestrigen“, nicht die „Deutschland“-GröhlerInnen erinnern an die „Gespenster“ der Vergangenheit, nein, es sind die wenigen, die noch um den Zusammenhang des Nationalsozialismus mit dessen Rechtsnachfolger wissen und darauf hinweisen. Dass Empathie mit den Opfern des NS in Deutschland schon als Vaterlandsverrat gilt, zeigt auch, dass auf den Hinweis der Broschüre, eben jene Opfer könnten Unbehagen beim Hören der Hymne und der Melodie empfinden, da sie auch im Nationalsozialismus verwandt wurde, entweder gar nicht oder verhöhnend reagiert wurde. Nochmals Reinhard Mohr: „»Allein die Melodie« wecke bei »Angehörigen der Opfer des zweiten Weltkrieges schlimme Erinnerungen«, behauptet der Vorsitzende der baden-württembergischen GEW, Rainer Dahlem, und fordert »eine neue Nationalhymne«. Wenn das Joseph Haydn (1732-1809) hören könnte, aus dessen »Kaiserquartett« die böse Melodie stammt.“ Mit der gleichen Argumentation könnte auch das Hakenkreuz wieder erlaubt werden, da es sich ja eigentlich nur um ein Sonnenrad handelt, ein Symbol, das die Nationalsozialisten auch nicht erfunden haben.

Die FAZ schrieb die KritikerInnen, sozusagen als Conclusio der Debatte, raus aus der Volksgemeinschaft der entspannten PatriotInnen: „Da ist das gemeine Volk wohl schon etwas weiter als sämtliche Mutmacher und Mahner zusammen. Wenn es allerdings durch die Weltmeisterschaft in Deutschland gelänge, auch Leute wie Günter Grass oder verdruckste Funktionäre von der Lehrergewerkschaft in diese Gesellschaft zu integrieren, wäre das schon ein bemerkenswerter Erfolg.“ (FAZ 17.6.06) Das ging dann der GEW aber zu weit und sie beeilte sich damit, sich zu entschuldigen und bat um Wiederaufnahme, was dann auch gebührend als „Lernfähigkeit“ gelobt wurde.

Fazit: Der entspannte Patriotismus und die Transformation der nationalen Identität oder: endlich Normal.

„Aber die Welt hat wieder Angst vor der deutschen Mannschaft“ (Oliver Bierhoff)
"Die Welt hat wieder Angst vor uns“ (Sport1.de)

Zunächst ist zu sagen, dass ein Fazit noch verfrüht kommt, da abgewartet und beobachtet werden muss, wie sich der nationale Taumel nach der WM entwickeln wird. Dennoch können mindestens starke Tendenzen aufgezeigt werden, die ihren Kulminationspunkt in der „Normalisierung“ der deutschen Nation haben. Dies geht einher mit der Anpassung der Nation an die gesellschaftlichen Verhältnisse des durchgesetzten Weltmarktes sowie an die damit verknüpften Anforderungen an das einzelne Subjekt, sich vollständig der Logik des Kapitals nicht nur zu unterwerfen, sondern diese Logik freudig zu affirmieren und mit einem Lächeln im Gesicht sich bis in die letzte Sekunde verwertbar zu machen und zu erhalten.

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft eignet sich dabei bestens als Identifikationsobjekt für die Einzelnen sowie als Sinnbild für die ganze Nation. Letzteres als Reformprojekt von Klinsmann, das in den letzten zwei Jahren immer wieder hart kritisiert wurde, sich jetzt aber als erfolgreich erweist, so dass die anderen (Fußball)Nationen vor Deutschland wieder Respekt haben. Gleichzeitig war das Projekt damit verbunden, dass jeder einzelne Spieler ein individuelles Zusatztraining empfohlen bekam, um sich selbst noch besser in den Dienst der Sache stellen zu können. Die komplette Unterordnung unter das Ziel drückt sich aus im „Teamgeist“ und wird sinnbildlich verkörpert in Oliver Kahn, der als „Weltklassetorwart“ nur auf der Bank saß, aber gleichzeitig seine persönliche Kränkung hinten an stellte und als Motivator für die Mannschaft fungierte. Ein Beispiel ist dafür das Händeschütteln mit dem verhassten Konkurrenten Lehmann vor dem Elfmeterschießen gegen Argentinien. Zudem hatten die Ersatzspieler, die nicht zum Einsatz kamen, die spezielle Aufgabe, vor jedem Spiel eine motivierende Ansprache an die Mannschaft zu halten. Diejenigen, die nicht zum Zuge kommen, sollen dennoch ihr Scherflein zum Großen und Ganzen beitragen und sich ansonsten still und unauffällig verhalten und schon gar nicht ihre persönlichen Interessen verfolgen, zugleich aber immer an sich weiterarbeiten und immer bereit sein.

Hier erscheint das postfordistische Idealbild des Lohnabhängigen als ‚Unternehmer seiner selbst’ mit der Fähigkeit, sich selbst als Unternehmen zu begreifen und zu führen (vgl. Bröckling 2000, 154). Gerade diejenigen, die auf dem Arbeitskraftmarkt nicht erfolgreich sind, sollen dabei in „einen permanenten Stand-by-Modus versetzt werden, sich in Weiterbildungsmaßnahmen dauerqualifizieren und bei mangelndem Wohlverhalten, das immer die Arbeitsagentur definiert, mit Kürzung der Bezüge rechnen müssen“ (Klopotek 2006, 32). Sich an diese Anforderungen anzupassen, funktioniert über die Nation, die sich als Wettbewerbsnation neu konfiguriert. Darin liegt auch die Abgrenzung gegenüber denjenigen, die nicht mitmachen wollen oder können.

Hierin liegen sicherlich die tatsächlichen Transformationen nationaler Identität, die sich dann auf der Erscheinungsebene so darstellen kann, dass sie sich nicht mehr völkisch, sondern eher republikanisch artikuliert. Das heißt aber dennoch nicht, dass daraus eine kosmopolitische Veranstaltung wird. Denn gleichzeitig werden die Abgrenzungen, die notwendig in der Bildung nationaler Identität liegen, aktualisiert. Diese Linie verläuft nun eher entlang der »Nützlichkeit« und Anpassungsbereitschaft, der Bereitschaft zum Mitmachen, als an der klassischen Unterscheidung von deutsch und nichtdeutsch, die aber weiterhin bestehen bleibt und die Ausgrenzungen strukturiert. Daher reproduzieren sich in jener Linie rassistische und antisemitische Stereotype. Zudem ist die Entwicklung nicht linear, sondern oszilliert zwischen verschiedenen Polen. Die Komplexität mag das Beispiel des Nationalspielers Gerald Asamoah verdeutlichen: Einerseits als Repräsentant des »neuen« Patriotismus im Fernsehspot der „Du bist Deutschland“-Kampagne vertreten, andererseits Feindbild offener Neonazis, was noch nicht wirklichverwundert. Gleichzeitig aber, mit den Abgrenzungsversuchen des entspannten Patriotismus gegen die alten Konzepte der NPD und der Erhebung von Asamoah zum Symbol für die normale Republik, tun sich in der Normalität Abgründe auf. In der während der WM laufenden »Comedy«show »Nachgetreten« brach es aus einem deutschen Scherzbold heraus, Asamoah doch in Hoyerswerda (einem der Orte, an denen kurz nach der »Wiedervereinigung« der deutsche Mob tobte) auszusetzen, „damit er mal schneller laufen lernt“ (zitiert nach Trampert 2006). Dieser als Witz verpackte Mordwunsch bewegt sich exakt an der Linie der »Nützlichkeit« und zeigt, wie kurz der Weg vom »unverkrampften« und »weltoffenen« Patriotismus zum offenen Rassismus ist. Die diskursive Trennung jener beiden zusammengehörigen Momente ist sicherlich einer der »Hauptverdienste« der WM-Inszenierung, so dass Westerwelle schreiben kann, der Patriotismus komme „gänzlich aggressionsfrei“ daher (FR, 1.9.06). Dagegen bleibt mit Adorno festzuhalten: „Gesundes Nationalgefühl vom pathischen Nationalismus zu scheiden, ist so ideologisch wie der Glaube an die normale Meinung gegenüber der pathogenen; unaufhaltsam ist die Dynamik des angeblich gesunden Nationalgefühls zum überwertigen, weil die Unwahrheit in der Identifikation mit dem irrationalen Zusammenhang von Natur und Gesellschaft wurzelt, in dem die Person zufällig sich befindet“ (AGS 10.2, 589).

Gleichzeitig, um noch einmal kurz auf »Nachgetreten« zurückzukommen, ist dies ein Beispiel für die Entkopplung des Nationalismus vom strikt territorialen Fokus und die Verschiebung auf die Kategorie der Zeit, vermittelt durch die Arbeit. Die Veränderung des Verhältnisses Arbeit – Territorialität bewirkt eine Veränderung jenes Verhältnisses als Zentrum der Konfiguration nationaler Identität, gepaart mit einer Aktualisierung der in dem spezifischen Arbeitsverständnis in Deutschland immanenten Stereotype4. Dieses Zentrum benennt zudem die Kontinuitätslinie in der Konstitution der (deutschen) Nation, so dass es falsch wäre, einen totalen Bruch zu konstatieren.

Es verschränken sich, zusammenfassend, die Verschiebung der nationalen Identität vom Wir auf das Du, also die Bereitschaft sich selbst als Deutschland zu begreifen und nicht nur das Kollektiv, nicht mehr „nur“ Deutsch-Sein, sondern in jeder einzelnen Sekunde als Deutschland handeln und die Mobilmachung der Arbeitskraft. Dazu bedarf es der Normalität der deutschen Nation als normaler Nation in einem normalen Europa mit anderen normalen Nationen. Dank des Fußballs ist ein großer Schritt in diese Richtung gemacht worden.

Die „Du Bist Deutschland“ Kampagne ist angekommen, Deutschland ist endlich normal. So normal, dass Deutschland selbst die unhintergehbare Norm ist, die vom repressiven Kollektiv der freudetrunkenen und national besoffenen FahnenschwenkerInnen unerbittlich durchgesetzt wird. Und so normal, dass die Gesamtsymbolik der einrahmenden Spiele niemanden bewusst wurde: das Eröffnungsspiel in München (der Hauptstadt der Bewegung, bzw. der Sitz des Regenten Kaiser Franz) und das Endspiel in Berlin. Was diesmal gewonnen werden wollte, aber bekanntermaßen wurde nichts daraus.

Literatur:

Adorno, Theodor W. 1941: Veblens Angriff auf die Kultur, in: AGS 10.1

Adorno, Theodor W. 1961: Meinung Wahn Gesellschaft, In AGS 10.2.

Adorno, Theodor W 1968: Anmerkungen zum sozialen Konflikt heute, in: AGS 8

Bröckling, Ulrich 2000: Totale Mobilmachung. Menschenführung im Qualitäts- und Selbstmanagement, in: ders./ Susanne Krasmann/ Thomas Lemke: Gouvernementalität der Gegenwart. Studien zur Ökonomisierung des Sozialen, Frankfurt am Main

Chlada, Marvin /Gerd Dembowski: Die Kanten des runden Leders. Fußball zwischen Rassismus und nationaler Identität, in: Gerd Dembowski/Jürgen Scheidle 2002: Tatort Stadion.Rassismus, Antisemitismus und Sexismus im Fußball, Köln)

Claussen Detlev 2000: Aspekte der Alltagsreligion, Frankfurt

Geary, Patrick J. 2002: Europäische Völker im Mittelalter. Zur Legende vom Werden der Nationen, Frankfurt am Main

Hobsbawm, Eric J. 1991: Nationen und Nationalismus. Mythos und Realität seit 1780, Frankfurt Main

Horkheimer, Max/ Adorno, Theodor W. (1987): Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente, in: Horkheimer, Max: Gesammelte Schriften Band 5, Frankfurt am Main

Klopotek, Felix 2006: Der Grund des Übels, in: Konkret 7/06, 31-33

Mosse, George L. 1985: Nationalismus und Sexualität. Bürgerliche Moral und sexuelle Normen, München Wien

Mosse, George L. 1993: Die Nationalisierung der Massen. Politische Symbolik und Massenbewegungen von den Befreiungskriegen bis zum Dritten Reich, Frankfurt New York

Kresse, Norbert 1999: Der nächste Krieg ist immer der schwerste, in: sinistra! Zeitung 1999

Schobert, Alfred 2004: Endlich ganz normal. Auschwitz und Krieg „sittlich begraben“ oder „Lust an der Demokratie“ in der „Berliner Republik“, in: Siegfried Jäger u.a.(Hrsg.): Gefühlte Geschichte und Kämpfe um Identität, Münster

Trampert, Rainer 2006: Voodoo in Schwarz-Rot-Gold, in: Jungle World 28/2006

Anmerkungen

  1. Auch Hobsbawm unternimmt eine solche Einteilung (vgl. 1991).Zurück zur Textstelle
  2. Diese Feiern folgten einer christlich-religiösen Liturgik, also der Organisation einer christlichen Messe. Der protestantische Gottesdienst, mit seiner Anordnung aus allgemeinem Gesang, Gebet, Predigt und Segen wurde zur Folie der nationalen Gottesdienste: Lieder singen, patriotische Reden und Gedichte verlesen, und die Ablegung des nationalen Glaubensbekenntnisses (vgl. Mosse 1993).Zurück zur Textstelle
  3. Nachdem klar war, dass Deutschland nicht die Weltmeisterschaft gewinnen würde, hatte die geschäftstüchtige Gruppe auch schon eine Version mit „54, 74, 90, 2010“ in Hinblick auf die nächste Fußball-WM auf dem Markt.Zurück zur Textstelle
  4. Hierbei ist vor allem das Fortwesen der nationalsozialistischen Unterscheidung von »schaffendem« und »raffenden« Kapital zu beobachten, die eine zentrale Bedeutung im Antisemitismus einnimmt. Heute heißt es dann „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“ (Müntefering, siehe: www.zeit.de vom 10.5.06) auf der einen Seite und auf der anderen wird mit dem Wort der „Heuschrecken“ in verdinglichender antisemitischer Terminologie gegen spekulatives Kapital die erwähnte Unterscheidung aktualisiert.Zurück zur Textstelle
© links-netz September 2006