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Theorie: Empire, Kommunismus und andere Angebote Übersicht

 

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Geschichte, Kapitalismus und politisches Handeln

oder: die Revolution als Wunsch*

Hans-Günter Thien

„Wir kennen nur eine einzige Wissenschaft, die Wissenschaft der Geschichte.“
Marx/Engels

I.

Alle Gesellschaften scheinen heutzutage im Umbruch, ihre Strukturen in grundlegender Veränderung. In solchen Zeiten wären insbesondere SozialwissenschaftlerInnen gefordert, im Rückgriff auf präzise Kenntnisse der geschichtlichen Veränderungen ebenso wie in theoretischer Reflexion zumindest die Konturen der immer wieder behandelten Verschiebungen insbesondere in ihren Auswirkungen für die Beteiligten zu erfassen. Nun tun sich bekanntlich gerade die Sozialwissenschaften, insbesondere die Soziologie schwer mit „der“ Geschichte, und im Verlaufe ihrer eigenen Geschichte haben diese Schwierigkeiten noch zugenommen. Wie kaum irgendwo wird das bei den momentanen Auseinandersetzungen um die Folgen der Globalisierung als dem Kerntopos gesellschaftstheoretischer Selbstvergewisserung so deutlich wie bei den Büchern von Michael Hardt und Antonio Negri: „Empire. Die neue Weltordnung“ und „Multitude. Krieg und Demokratie im Empire“, weltweiten Bestsellern, die insbesondere auf der Linken eine breite Diskussion entfachten, und die sich in einer kaum mehr zu übersehenden Fülle von Tagungen, Diskussionsbänden und Stellungnahmen niederschlugen.1

II.

Der Ausgangspunkt der Argumentation von Hardt/Negri ist ganz konventionell und war sogar, wenn man will, eine Zeit lang wissenschaftlicher common sense: die Globalisierung mit ihren Folgen. Im Zuge eines neuen Globalisierungsschubs sind die für die Moderne charakteristischen Nationalstaaten mitsamt ihren territorialen und zeitlichen Regimes überholt worden. Mit dem Ende ihrer Souveränität erfolgt die Ablösung der Moderne durch die Postmoderne, die neben dem Primat der Kommunikation auch die Entmaterialisierung der Ökonomie beinhaltet: Empire als allgemeine für die heutige Zeit charakteristische Herrschaftsstruktur, die auf kein Territorium bezogen ist, sondern alles umfasst.

Aber die Rettung naht, und hierin unterscheiden sich Hardt/Negri von vielen MitdiskutantInnen: Es erfolgt Gegenwehr in Gestalt der Multitude, der Menge; Voraussetzung für ihre Bildung ist die Verallgemeinerung immaterieller Arbeit. Das ist die geradezu klassische Form Hegelscher Dialektik. Wie im Grundkonzept des „Kommunistischen Manifests“: Der Kapitalismus entwickelt sich, die Produktivkräfte treten in Widerspruch zu den Produktionsverhältnissen, diese erweisen sich als Hindernis für die weitere Entwicklung, was sich wiederum in der Aktion des Proletariats geltend macht. – So die, zugegebenermaßen sehr vereinfacht zusammengefasste, aber doch zentrale Botschaft dieser zentralen Programmschrift der kommunistischen Bewegung. Trotz mancher hellsichtigen Passagen über die Zukunft des Kapitalismus ist das Kommunistische Manifest einer der schwächeren Texte von Marx und Engels, der eher politisch appelliert statt zu analysieren, der mobilisieren soll und nicht als letztes Wort Marxscher Analyse missverstanden werden sollte.2

Es überrascht, dass Hardt und Negri trotz der sicherlich vorhandenen Kenntnis all dieser Texte und angesichts des seitherigen geschichtlichen Verlaufs die Argumentationsfigur des Manifests schlicht wiederholen und sich gegenüber der Empirie geradezu immunisieren:

„Der Begriff der Multitude nun richtet sich erstens darauf zu zeigen, dass eine Theorie der ökonomischen Klasse nicht zwischen Einheit und Vielheit zu wählen braucht. Eine Multitude bildet eine irreduzible Vielfalt; die einzelnen sozialen Differenzen, die die Multitude konstituieren, müssen [sic!] jederzeit einen Ausdruck finden und können niemals zu Einförmigkeit und Einheitlichkeit, Identität und Indifferenz eingeebnet werden. ... Zweitens zielt der Begriff der Multitude darauf, das von Marx entworfene politische Projekt des Klassenkampfs erneut aufzunehmen. Aus dieser Perspektive betrachtet basiert die Multitude nicht so sehr auf der gegenwärtigen empirischen Existenz, sondern vielmehr auf den Bedingungen der Möglichkeit als Klasse... (II, 123f)

Die Multitude ist in gewissem Sinne Klassenkampf, irgendwie aber auch nicht, denn die Einheit wie auch Vielfalt sind potentiell, sie müssen sich erst noch ergeben oder hergestellt werden. Das erinnert sehr an die geradezu klassische marxistische Denkfigur von der Notwendigkeit der Entwicklung der Klasse an sich zu der für sich, wobei der Weg vom einen zum anderen immer wieder strittig war. Befinden Hardt/Negri sich hiermit in Verlängerung der marxistischen Orthodoxie, so bereichern sie diese durchaus um Neues, sozusagen das Aktuelle; dieses besteht in der Neu-Akzentuierung der immateriellen Arbeit, die in der Postmoderne letztlich an die Stelle der Industriearbeit getreten sei und letztendlich auch die Möglichkeit der Multitude überhaupt erst erlaube:

„Wir können also, kurz gesagt, drei Typen immaterieller Arbeit unterscheiden, die dem Dienstleistungssektor den Spitzenplatz der Informationsökonomie sichern. Der erste Typ betrifft die industrielle Produktion: Sie wurde so informatisiert, dass sich der industrielle Produktionsprozess selbst transformiert. Die Fertigung haltbarer Güter wird nun wie eine Dienstleistung angesehen, und die materielle Arbeit, die zu ihrer Produktion notwendig ist, vermischt sich mit der immateriellen Arbeit, sie geht selbst in Richtung der neuen immateriellen Arbeitsform. Der zweite Typ immaterieller Arbeit kann durch analytische und symbolische Anforderungen umrissen werden, die selbst wiederum in deren kreative und intelligente Handhabung einerseits und deren durch Routine geprägte andererseits auseinander fallen. Der dritte Typ schließlich bezieht sich auf die Produktion und Handhabung von Affekten. Diese Form immaterieller Arbeit erfordert – sei es virtuell oder aktuelle – zwischenmenschlichen Kontakt und die Arbeit am körperlichen Befinden. Die genannten drei Typen von Arbeit haben die Postmodernisierung der globalen Ökonomie vorangetrieben.“

Das scheint mir einer der interessantesten Punkte bei Hardt/Negri, wird doch spätestens seit der Rezeption des berühmten Grundrisse-Abschnitts bei Marx (vgl. Marx 1974, 582ff ) über die Bedeutung der wissenschaftlichen Durchdringung des Produktionsprozesses in Bezug auf die Formbestimmtheit der Produktion, ihrer immanenten Widersprüchlichkeit wie auch ihrer Auswirkungen auf die Sozialstruktur debattiert; es sei erinnert an das Konzept der „wissenschaftlich-technischen Revolution“, an das der „Produktivkraft Wissenschaft“, aber auch an den neuerdings ins Feld geführten Begriff der „Wissensgesellschaft“, mit dem die Spezifik der heutigen Gesellschaften zu erfassen behauptet wird (vgl. kritisch Resch 2005). Aber ich denke, in allen drei Fällen wie auch bei Hardt/Negri findet eine Überverallgemeinerung statt, zumindest bleiben sie den Nachweis der überragenden Bedeutung der immateriellen Arbeit schuldig und beachten viel zu wenig – vereinfacht zugespitzt – die Frage der kapitalistischen Formbestimmtheit; denn nach wie vor, und die neoliberalen „Reformforderungen“ belegen dies doch nachdrücklich, geht es nicht um „die“ Wissenschaft“ oder „die“ immaterielle Arbeit, sondern um deren mögliche Inwert-Setzung, und hierzu werden alle erdenklichen Anstrengungen zur sog. „Privatisierung“ unternommen; aber Wissen als solches oder affektive Arbeit als solche sind nach wie vor wertlos – erst die affektive Arbeit der Krankenschwester, um nur ein Beispiel zu nennen, die in einem als Privatunternehmen geführten Krankenhaus beschäftigt ist, ist unter diesem Gesichtspunkt interessant, nicht der freundliche Mensch von nebenan als solcher. Nicht zuletzt den Protagonisten der Kommunikations- und New Technology(industrie) ist dies durch den zeitweiligen Absturz der new economy drastisch vorgeführt worden. Welche Auswirkungen die unter diesem Imperativ behandelte immaterielle Arbeit auf den Produktionsprozess und seine interne Hierarchie wie etwa den Gegensatz von Hand- und Kopfarbeit hat oder haben wird, ist damit noch keineswegs ausgemacht.3

Hardt/Negri setzen sich mit ihrer Akzentuierung immaterieller Arbeit in Gegensatz zu den altbekannten Heroisierungen der Arbeiterklasse, wie sie lange Jahre für die kommunistische Bewegung kennzeichnend war und sich in den wechselnden Konjunkturen marxistischer Klassentheorie als unendliche – in der Regel exegetische – Suche nach der Handlungskraft des Proletariats nieder schlugen. Aber das hat seinen Preis; denn sie durchschlagen den gordischen Knoten, indem sie die kapitalistische Formbestimmtheit der Arbeit mitsamt ihren inneren Differenzierungen gewissermaßen auflösen:

„Alle Formen [von Arbeit, d.V.] sind gesellschaftlich produktiv, sie produzieren gemeinsam; und ebenso gemeinsam ist ihnen das Potenzial, der Herrschaft des Kapitals zu widerstehen. ... Multitude bezeichnet all jene, die unter der Herrschaft des Kapitals arbeiten und produzieren.“ (II, 125)

Eine einfache Lösung, die zweifellos den Vorteil hat, dass nicht erneut in eine jener ermattenden Runden von Klassendiskussionen eingetreten werden muss; der Nachteil dieser Lösung ist, dass die nach wie vor vorhandenen Unterschiede zwischen den Individuen ausgeblendet werden, das Beziehungsgeflecht zwischen ihnen nicht behandelt wird und die dem zweifellos berechtigt zugrunde liegende Problematik der handelnden empirischen Subjekte einer Veränderung nur in die Zukunft verschoben wird. Diese Verschiebung wird immer wieder bestätigt, ohne dass auch nur einzelne Schritte einer Klärung getan würden. Unterstellt wird, dass behauptete Angleichungsprozesse in der Situation der vom Kapitalverhältnis Betroffenen letztlich selbst zu dessen Auflösung treiben würden; der Mechanismus selbst scheint sich zu beseitigen:

„Arbeit und Wert sind in dem Sinn biopolitisch geworden, wie Leben und Produzieren tendenziell ununterscheidbar werden. Insofern das Leben vollständig aus Akten der Produktion und Reproduktion besteht, wird das Leben selbst zu einer produktiven Maschine“ (II, S. 169). „In diesem biopolitischen Gewebe verknüpft sich die Multitude mit anderen Multitudes, und aus den Tausenden von Verknüpfungspunkten, aus den Tausenden von Rhizomen, die diese Produktionen der Multitude miteinander verbinden, aus den Tausenden von Gedanken, die in jeder Singularität geboren werden, entsteht unausweichlich das Leben der Multitude. Die Multitude ist eine diffuse Ansammlung von Singularitäten, die ein gemeinsames Leben produzieren; sie ist eine Art soziales Fleisch, das sich zu einem neuen sozialen Körper zusammensetzt.“ (I, 384, Hervorh. d. V.)

Es ist wiederum jene allgemeine Dialektik von Subjekt und Objekt, die ins Spiel gebracht wird, um die perspektivische Auflösung des Kapitalverhältnisses behaupten zu können:

„Die Wirksamkeit der regulierenden und repressiven Vorgehensweise des Empire hängt letztlich vom virtuellen, konstitutiven Handeln der Menge ab. Das Empire selbst ist keine positive Wirklichkeit. Mit seiner Entstehung vergeht es auch schon wieder. Jedes imperiale Handeln ist ein Echo auf den Widerstand der Menge und bildet nichts anderes als ein neues Hindernis, das es für die Menge zu überwinden gilt.
Imperiale Befehlsgewalt erzeugt nichts Lebendiges und nichts Ontologisches. Aus ontologischer Sicht ist sie rein negativ und passiv. ... Imperiale Macht ist das negative Residuum, das Zurückweichen vor dem Handeln der Menge; sie ist ein Parasit, der von der Fähigkeit der Menge lebt, immer wieder neue Energie- und Wertquellen zu schaffen. Ein Parasit jedoch, der seinem Wirt die Kraft aussaugt, gefährdet seine eigene Existenz. Das Funktionieren imperialer Macht ist unausweichlich mit ihrem Verfall verknüpft“ (I, S. 369, Hervorh. d.V. ).

Das mag manchem tröstlich sein, gleichwohl ist ein solches Setzen auf eine vorgebliche Zukunft der Menge, also von allen außer einigen wenigen, auch eine Vertröstung, wie sie aus der Geschichte der (nicht nur) kommunistischen Arbeiterbewegung allzu bekannt ist. Einer Gegenwart, der in der Regel nicht viel an revolutionärer Transformation abgewonnen werden kann, wird eine Zukunft als Ideal entgegen gesetzt, dem man nur noch zu folgen habe. Hardt/Negri versuchen diese Sinngebung von Geschichte begriffsdialektisch zu untermauern, indem sie die Gegenwart in Gestalt der Globalisierung wirken lassen:

„Die Dialektik zwischen den Produktivkräften und dem Herrschaftssystem konzentriert sich nicht mehr auf einen bestimmten Ort. Die spezifischen Eigenschaften der Arbeitskraft (Differenz, Maß und Entschlossenheit) lassen sich nicht mehr festmachen, und in ähnlicher Weise lässt sich die Ausbeutung nicht mehr lokalisieren. Das bedeutet, dass nicht mehr konkrete produktive Aktivitäten Objekt von Ausbeutung und Herrschaft sind, sondern die allgemeine Fähigkeit zu produzieren, das heißt eine abstrakte gesellschaftliche Aktivität und deren umfassende Macht. Diese abstrakte Arbeit ist eine Tätigkeit ohne Ort, und doch ist sie sehr wirkungsvoll. Denn sie ist die Zusammenarbeit vieler Köpfe und Hände, vieler Geister und Körper; sie ist sowohl das Nicht-Gehören wie die kreative gesellschaftliche Verteilung lebendiger Arbeit; sie ist das Begehren und das Bestreben der Menge mobiler und flexibler Arbeiter; und gleichzeitig ist sie die geistige Energie sowie sprachliche und kommunikative Konstruktion der Menge der intellektuellen und affektiven Arbeiter“ (I; S. 221)

Zugespitzt gesagt ist das ebenso richtig wie inhaltsleer, denn letztlich wird wiederum nur die schon behandelte Position bestätigt, dass alle gleich seien außer den wenigen Einzelnen, und dass an sich schon alles anders sein müsste, da die Menge das Begehren danach habe. In gewissem Sinne wird hier der Operaismus wieder belebt, allerdings in einer Schrumpfform; zeichnete dieser sich einerseits dadurch aus, dass er entgegen einem vorhandenen Ökonomismus das Augenmerk auf die Subjektivität der Arbeitskräfte legte und vorwärtsweisende Untersuchungen ihrer Arbeitssituation und -felder forderte und begann, so wurde die Subjektivität der Massenarbeiter andererseits von einem Teil der Operaisten derart überhöht, dass aus einem Untersuchungskonzept ein vorgeblicher Universalschlüssel für das Ziel der Befreiung wurde, der mit jeder Benutzung untauglicher wurde, die sich verändernden Konjunkturen der Klassenverhältnisse und der Handlungen der unterschiedlichen beteiligten Personen und Gruppierungen aufschließen zu können (vgl. Pozzoli 1972, Wright 2005). Schließlich ersetzt der politische Wunsch die Analyse:

Wenn wir die Armen als paradigmatische subjektive Gestalt der heutigen Arbeit bezeichnen, dann nicht deshalb, weil die Armen leer und von Reichtum ausgeschlossen sind, sondern weil sie in die Produktionskreisläufe eingebunden sind und voller Potenzial stecken, das immer über das hinausreicht, was Kapitel [meint: Kapital, d.V.] und globaler politischer Körper ausbeuten und kontrollieren können.“ (II, S. 239)

Ja, „wenn wir...“, aber warum sollten wir, welchen Grund sollten wir haben anzunehmen, dass gerade die Armen, größtenteils eben nicht eingebunden in die kapitalistische Produktion, „die paradigmatische subjektive Gestalt heutiger Arbeit“ bezeichneten? Warum nicht die Industriearbeiter oder -arbeiterinnen, warum nicht die immateriellen Arbeiter im affektiven Sektor, also z.B. die Krankenschwestern? Das behauptete Potenzial soll hier grundsätzlich gar nicht bestritten werden, auch wenn es erst gezeigt werden müsste und gerade nicht als solches immer vorhanden ist (vgl. Piven/Cloward 1986); und gibt es nicht unterschiedliche Abstufungen von Armut, gibt es nicht Reichtum in wiederum unterschiedlichen Ausprägungen? – Selbstverständlich würden Hardt/Negri solch elementaren Sachverhalte nicht bestreiten, aber sie tun kaum etwas, diese naiv scheinenden Fragen konkret zu beantworten; durch ihre Überdehnung des Arbeitsbegriffs bis hin zu seiner Ausweitung auf Nicht-Arbeit versperren sie sich letztendlich den Zugang zur differentia spezifica kapitalistischer Gesellschaften, zumal in ihren unterschiedlichen konkreten Ausprägungen in den durch den Weltmarkt verbundenen, aber nach wie vor differenzierten (National)Gesellschaften. Das ist nur folgerichtig, denn es geht ihnen einfach nicht um Konkretionen als „Einheit des Mannigfaltigen“ (Marx), es geht ihnen um Universalien:

„Und schließlich führt die Intensivierung des Gemeinsamen zu einer anthropologischen Veränderung, sodass aus den Kämpfen eine neue Menschheit hervorgeht“ (II, 24, Hervorh. d.V.).

„Und schließlich“ also eröffnet sich, kulturindustriell ausgedrückt, das Happy End, oder, in den Worten der althergebrachten Kulturträger, das Himmelreich. Viele Menschen mögen dies ersehnen, möglicherweise verstehen sie aber alle etwas anderes darunter, und wenn sie sich nicht darüber verständigen und Wege zur Herbeiführung einer „neuen Menschheit“ finden, dann werden sie noch lange auf eine solche warten müssen. Hardt/Negri vermögen ihnen keine konkreten Schritte auf dem Weg hin zur Realisierung dieses Wunsches zu zeigen. Zwar beziehen sie sich immer wieder auf die Geschichte und insbesondere die großen Gestalten der Geistesgeschichte, aber der historische Prozess mit seinen Brüchen, Verschiebungen und Knotenpunkten, seinen Kräftekonstellationen, unterschiedlichen Protagonisten und ihren Zielen, Organisationen und Handlungsweisen bleibt weitgehend unbeachtet, mithin auch die Ursachen für seine Resultate.

III.

Fassen wir zusammen und versuchen, aus dem Vorherigen einige Schlussfolgerungen zu ziehen – wenn schon nicht das so häufig vermisste Positive, dann zumindest einige Andeutungen für notwendige Klärungen: Wenn nicht auf die Dialektik der Geschichte gesetzt wird, mag sie nun als Multitude, Menge oder das Begehren bezeichnet werden, dann müsste die allgemeine Objekt-Subjekt-Beziehung sozusagen verstofflicht werden, müssten die dramatis personae, als Handelnde wie als Erduldende dessen, was man gemeinhin als Globalisierung bezeichnet, erst ins Blickfeld gerückt werden; d.h. Globalisierung dürfte nicht technologisch aufgefasst, sondern müsste tatsächlich als Globalisierungsprozess verstanden werden, dessen Ergebnisse nicht von vornherein feststehen (vgl. Altvater/Mahnkopf 2002). Sicher macht es theoretisch Sinn, wenn neuerdings wieder von einem (neuen) Imperialismus gesprochen (Harvey 2004, 2005, Zeller 2004) und geprüft wird, inwiefern sich die heutige Lage von der zu Anfang des 20. Jahrhunderts unterscheidet, in der Hobson, Hilferding, Rosa Luxemburg und Lenin über diese Problematik nachdachten (vgl. Kößler 2003); aber über die wichtige Bedeutung der Überakkumulation von Kapital, die Möglichkeiten wie Notwendigkeiten zur technologischen Umwälzung des Produktionsprozesses und die Art der Bedeutungsverschiebung zwischen Produktivem und Finanzkapital sollte die Handlungsdimension nicht vergessen werden. D.h. unter Rückgriff auf die Trennung, aber auch die Beziehung zwischen Finanz- und produktivem Kapital müsste, und dies unter Einbeziehung der empirischen Entwicklung des Weltmarkts, endlich das, was mit den ersten Analysen zur Frage des Vorhandenseins von transnationalen Klassen begonnen wurde (vgl. die Beiträge in Bieling/Steinhilber 2000; Sklair 2001), fortgesetzt werden. Die Rede vom Finanzmarktkapitalismus und der Herstellung von transnationalen Klassen (z.B. Pijl 1998) wird schnell geführt, die Darstellung ihrer wesentlichen Züge und Bewegungsformen bleibt bisher eher schemenhaft, wenngleich durchaus ein Erkenntnisgewinn festzustellen ist (vgl. z.B. die Beiträge in Windolf 2005). Das meint selbstverständlich mehr als nur die Klärung der Frage nach der Existenz einer Kapitalistenklasse – auch das schon schwierig genug (vgl. auch Krysmanski 2004) -, es beinhaltet zugleich die Frage nach dem Vorhandensein einer (national oder international) herrschenden Klasse (Wienold 1986; vgl. Thien 2002, 38) und den Modus ihrer Herrschaft, sprich die Frage nach Hegemonie.4 Und wenn neuerdings vermehrt danach gefragt wird, ob es einen „Deutschen Kapitalismus“ gibt, jenen „Rheinischen Kapitalismus“ im Unterschied zum anglo capitalism (z.B. Berghahn/Unger/Ziegler 2003; Berghahn/Vitols 2006; Münkler/Straßenberger/ Bohlender 2006, Hoffmann 2006), dann drängt es sich geradezu auf zu fragen nach der Art der Verbindung Deutschlands bzw. seines herrschenden Blocks an der Macht mit der Europäischen Union und deren Verhältnis/Konkurrenz zu den USA, also zu den regionalen Blöcken und ihrer seit einiger Zeit festzustellenden Verschiebung, was wiederum die Frage nach jenem „neuen Imperialismus“ beinhaltet.

Es ist nicht so, dass es nicht relevante Versuche in dieser Richtung gäbe; so hat Beverly J. Silver (2005) mit „Forces of Labor. Arbeiterbewegungen und Globalisierung seit 1870“ materialreich belegt, dass der hierzulande unter SozialwissenschaftlerInnen seit geraumer Zeit geradezu eherne Gemeinplatz vom „Ende der Arbeiterbewegung“ bei weltweiter Betrachtung einer empirischen Überprüfung nicht stand hält. Gleichwohl ist bei ihr, wie auch bei dem dem schon erwähnten Band von Harvey über einen „neuen Imperialismus“ (2005, auch 2004) eine gewisse Schematik festzustellen, wenn zwar der Prozess der Kapitalakkumulation mit seinen widersprüchlichen Folgen nicht zuletzt auch räumlicher Art dargestellt wird, aber die Auswirkungen auf die unterschiedlichen Gruppen der Beteiligten und deren Reaktionen letztlich vage bleiben. Letztlich wird eine Reaktionsform der Arbeitenden/Unterworfenen auf die Bewegung des Kapitals unterstellt bzw. nachzuweisen versucht, diese selbst aber eher ökonomisch aufgefasst. Ähnlich ist hierzulande allzu dominant das vorherrschende Theorem einer durchgehend unterstellten „Individualisierung“ , mit dem zweifellos festzustellende Veränderungen in Arbeitsprozesses gern vorschnell über einen Leisten geschlagen werden Das gilt insbesondere für die Verschiebungen zwischen diesen Gruppen, die am Produktionsprozess beteiligt waren und möglicherweise sind, wenn die Rationalisierungsschübe, die häufig als Auslagerung ins Ausland erfolgen, ihre Wirkungen zeitigen (kritisch Dankbaar 2006); welchen Metamorphosen unterliegt die Lohnarbeit? (Castel 2000) Nach wie vor umstritten ist die Rolle der Mittelschichten, fraglich ist die Veränderung des Geschlechterverhältnisses (Lohr/Nickel 2005) ebenso wie die der Lage von MigrantInnen, Prekären und Armen (Pelizzari 2004). Das ist nicht erstaunlich, denn gerade deren Situation wird maßgeblich bestimmt von politischen Eingriffen und verweist auf die m. E. ungelöste Problematik des Nationalstaats; denn allzu leicht geht man hier von (vorgeblichen) Imperativen der Globalisierung aus, statt die realen Prozesse zu analysieren.

Letztlich geht es wieder einmal um die konkrete Ausprägung des – in der marxistischen Diskussion immer wieder thematisierten – Verhältnisses von Politik und Ökonomie, um einen vorgeblich ökonomischen Prozess, der aber in einer Gesellschaftsstruktur gründet, also in einer spezifischen Anordnung von Personen, die dieses Verhältnis in ihrem alltäglichen Tun in Gang setzen (müssen) und gleichzeitig mit seinen Resultaten konfrontiert sind. Trotz gleicher Voraussetzungen müssen diese Personen, und erst recht nicht die unterschiedlichen Personengruppen, nicht gleich handeln, und sie tun es auch nicht, sind sie doch gebunden an Organisationen (z.B. Gewerkschaften und Parteien) oder Ideologien, sind sie doch mehr oder weniger eingebunden in hegemoniale Prozesse (wie den Nationalismus), aber auch in Versuche zur Gegen-Hegemonie. Das politische Feld ist formatiert, aber nicht geschlossen.

All das ist nicht sonderlich neu, denn wie sollten Theoretiker der kapitalistischen Entwicklung, deren Moment sie nicht zuletzt auch sind, nicht von deren Widersprüchlichkeit affiziert sein? Es verwundert nicht, dass etwa in der Weimarer Republik ganz ähnliche Thematiken wie heute diskutiert wurden, als es um die Konturierung und Realisierung eines zeitgenössischen marxistischen, sprich einer kritischen Theorie ging.5 Das – und manches andere – ist anscheinend weitgehend vergessen und folgenlos geblieben; die Möglichkeit des Wissens um diesen Sachverhalt, d.h. die Möglichkeit seiner Berücksichtigung in den heutigen theoretischen und politischen Bemühungen wird bis auf wenige Ausnahmen kaum wahrgenommen. So werden aus Selbstverständlichkeiten Ausnahmen, was nicht gerade optimistisch für die Zukunft stimmt.6

Anscheinend befinden wir uns in einer Phase des Übergangs, möglicherweise des Umbruchs, der aber seine Form noch nicht gefunden hat; es scheint keine besonders gute Zeit für das Nachdenken über die Spezifik der gegenwärtigen Situation und mögliche Perspektiven der zukünftigen Entwicklung; wie anders wäre die große Resonanz auf Hardt/Negri zu erklären? Man mag einwenden, meine Kritik sei überspitzt und berücksichtige nicht den geschichtsphilosophischen Charakter von „Empire“ und „Multitude“, wie ihn etwa Demirovic hervorhebt; Frieder Wolf sieht speziell hierin eine „radikal zeitgenössische Gestalt kritischer Gesellschaftstheorie“ (Wolf 2004, 71). Ich will das gar nicht in toto bestreiten, aber besteht gerade darin nicht eine der – nach wie vor – zentralen Problematiken marxistischer Theorie, darin nämlich, dass eine geschichtsphilosophische Dimension von einer – ich nenne sie einmal so – real-gesellschaftlichen Dimension, was auch Handlungs-Dimension meint, getrennt oder ihr gar entgegengesetzt wird und ihre Vermitteltheit partout nicht gefunden (oder gar nicht gesucht) wird? Ist das vielleicht das „zeitgenössische“, gerade auch in Kenntnis und unter Berücksichtigung der bisherigen Wege und auch Irrwege marxistischer Theorien?

Bezeichnend scheint mir die Stellungnahme eines der in den letzten Jahren prominentesten intellektuellen Jetsetter auf dem marxistischen Terrain, die von Slavoj Zizek:

„Was Hardt/Negri hier vorlegen, ist nichts weniger als ein ‚Kommunistisches Manifest’ für unsere Zeit: Empire legt schlüssig dar, wie der globale Kapitalismus Widersprüche generiert, die schließlich zu seinem Ende führen“ (Zitat vom Buchumschlag I).

In einer solchen Äußerung und darin, dass der Verlag von Hardt/Negri meint, mit ihr werben zu können, liegt wohl die symptomatische Problematik von Entwürfen wie den hier behandelten: Die Setzung auf ein Ende, mit der man anscheinend Hoffnung erzeugen will und kann, ohne allerdings auch nur in irgendeiner Weise angeben zu können, in welcher Weise und von wem die erhofften Gesellschaftsveränderungen wann ins Werk gesetzt werden. Man mag das wohlwollend geschichtsphilosophisch nennen, angemessener wäre die Kennzeichnung als Hilflosigkeit einer Theorie angesichts eines sich verändernden gesellschaftlichen Zusammenhangs, den sie zu erfassen behauptet und in den sie auch noch handelnd eingreifen will. – Welch ein Abstand zur Lage und Lebensweise der von den Autoren für eine Befreiung in Anspruch Genommenen, welch ein Abstand zu den alltäglichen Nöten des Zurechtkommens, der mühevollen Sicherung der Lebensnotwendigkeiten und der Verzweiflung (vgl. Bourdieu et a. 1997; Schultheis/Schulz 2005). Nicht die Zeit einer Umwälzung, aber vielleicht die einer eher untergründigen Umorientierung, eines Sammelns von Kräften, die möglicherweise in Gegensatz zu den in verschärfter Weise aufgeherrschten Zumutengen treten können.

Man/frau sollte also zurückhaltender sein bei der Einkategorisierung von aktuellen Phänomenen und ihrer Einbindung in allgemeine theoretische Konzepte – eine Selbstverständlichkeit für am (nicht nur) kritischen wissenschaftlichen Diskurs Beteiligte, so sollte man meinen. Aber das beinhaltet mehr, nämlich die Positionierung der Diskutanten zum politisch-gesellschaftlichen Prozess und seinen AkteurInnen. Mit der Vorwegnahme extrapolierter Ergebnisse sollte deren Handeln nicht abgeschrieben oder ihnen gewissermaßen ein gewünschtes Handeln vorgeschrieben werden. Vielmehr hätten Intellektuelle mehr als genug Grund, ihr eigenes Handeln – auch politisches – kritisch zu bedenken.

Literatur

Altvater, Elmar 42006: Das Ende des Kapitalismus, wie er einmal gewesen ist, Münster (Westf. Dampfboot)

Altvater, Elmar/Mahnkopf, Birgit 2002: Globalisierung der Unsicherheit, Münster (Westf. Dampfboot)

Atzert, Thomas/Müller, Jost (Hrsg.) 2003: Kritik der Weltordnung, Berlin (ID Verlag)

- (Hrsg.) 2004: Immaterielle Arbeit und imperiale Souveränität, Münster (Westfälisches Dampfboot)

Bieling, Hans-Jürgen/Steinhilber, Jochen (Hrsg.) 2000: Die Konfiguration Europas, Münster (Westf. Dampfboot)

Bourdieu, Pierre et al. 1997 : Das Elend der Welt, Konstanz (UVK)

Castel, Robert 2000: Die Metamorphosen der sozialen Frage. Eine Chronik der Lohnarbeit, Konstanz (UVK)

Dankbaar, Ben 2006:Dreißig Jahre Politische Ökonomie der Arbeit. Oder wie Harry Braverman doch Recht bekam, in: Leviathan 34, H.2, S. 242-269

Demirovic, Alex 2004: Vermittlung und Hegemonie, in T. Atzert/J. Müller , S. 235-254

Engels, Friedrich/Marx Karl, 1845/1974: Die heilige Familie, in: MEW Bd. 2 Berlin (Dietz)

Günther, Thomas/Herrmann, Annett/Michel, Boris/Thien, Hans-Günter /Türkmen, Ceren 2004: Fragen zum Kapitalismus heute, in: spw, H. 135, S. 21-25

Harvey, David 2004: Die Geographie des neuen Imperialismus: Akkumulation durch Enteignung, in: Christian Zeller (Hrsg.), Die globale Enteignungsökonomie, Münster, S. 183-216 (Westf. Dampfboot)

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Kößler, Reinhart 2003: Imperialismus und Globalisierung, in: PROKLA; 33 Jg., H. 133, S. 521-544

- 2003 b: Rezension von Hardt/Negri, in Peripherie, 23. Jg., H. 90/91, S. 350-353

Kohlmorgen, Lars 2004: Regulation, Klasse, Geschlecht. Die Konstituierung der Sozialstruktur im Fordismus und Postfordismus, Münster (Westf. Dampfboot)

Krysmanski, Hans-Jürgen 2004: Hirten und Wölfe, Münster (Westf. Dampfboot)

Lohr, Karin/Nickel, Hildegard Maria 2005: Subjektivierung von Arbeit – Riskante Chancen, Münster (Forum Frauenforschung Bd. 18, Westf. Dampfboot)

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Pijl, Kees van der 1998: Transnational Classes and International Relations, London/New York (Routledge)

Piven, Frances Fox/Cloward, Richard A. 1986: Aufstand der Armen, Frankfurt (Suhrkamp)

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- 1978: Staatstheorie, Hamburg (VSA)

Pozzoli, Claudio (Hrsg.) 1972: Spätkapitalismus und Klassenkampf, Frankfurt (EVA)

Resch, Christine 2005: Berater-Kapitalismus oder Wissensgesellschaft? Zur Kritik der neoliberalen Produktionsweise, Münster (Westf. Dampfboot)

Roth, Karl Heinz (Hrsg.) 1994: Die Wiederkehr der Proletarität, Köln (ISP)

Schultheis, Franz/Schulz, Kristina (Hrsg.) 2005: Gesellschaft mit begrenzter Haftung. Zumutungen und Leiden im deutschen Alltag, Konstanz (UVK)

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Steinert, Heinz 2000: Die Diagnostik der Überflüssigen, in: Mittelweg, 9. Jg., H. 5, S. 9-17

Thien, Hans-Günter 1991: Vom Sinn der Geschichte, in: DGB-Bildungswerk NRW (Hrsg.), Vom Sinn der Geschichte, Münster, S. 14-42 (Westf. Dampfboot)

- (1998): Klassen und Kulturen. Theoretische und empirische Überlegungen zu Veränderungen von Klassenkulturen und Klassenhandeln, in: Veit Bader u.a. (Hrsg.), Die Wiederentdeckung der Klassen, Berlin/Hamburg, S. 55-84 (Argument)

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Windolf, Paul 2005: Finanzmarkt-Kapitalismus, Wiesbaden (Sonderheft 45 der KZfSS, VS)

Wissel, Jens 2005: Der neue Machtblock und die Transformation des Staates. Zur Aktualität von Nicos Poulantzas, phil. Diss. Frankfurt

Wolf, Frieder O. 2004: ‚Empire’ oder was? Versuch einer Neuordnung der Debatte, in: Atzert/Müller 2004, S. 70-89

Wright, Steve 2005: Den Himmel stürmen. Eine Theoriegeschichte des Operaismus, Hamburg (Assoziation A)

Anmerkungen

* Der folgende Text ist die überarbeitete und erweiterte Fassung eines erstmals in Bührmann u.a. (2006) erschienenen Beitrages; sein Zustandekommen verdankt sich Diskussionen mit den TeilnehmerInnen meines Kolloquiums am Institut f. Soziologie der Universität Münster, bei denen ich mich bedanke.Zurück zur Textstelle

  1. Genannt seien hier nur die beiden Sammelbände von Atzert/Müller (2003, 2004), die Besprechung von Walther (www.linksnetz.de) und die Rezensionen von Reinhart Kößler und Haug (2004). Zitate aus den Bänden von Hardt/Negri werden im Folgenden abgekürzt als I. bzw. II.Zurück zur Textstelle
  2. Ich verweise hier nur summarisch auf die lesenswerten Ausführungen bei Kößler/Wienold (2002, 165ff) Zurück zur Textstelle
  3. Insofern erscheint es mir vorschnell, wenn Alex Demirovic (2004) im Anschluss an Hardt/Negri konstatieren zu können meint: „Die Trennung von geistiger und körperlicher Arbeit als wichtigste Grundlage der Klassenspaltung hat heute schon keine Geltung mehr, sondern wurde in der immateriellen Arbeit überwunden.“ (251) – Das wäre erst noch konkret zu zeigen; man denke hierzulande nur an die AbsolventInnen der Hauptschule, die nach wie vor oder vielleicht stärker denn je – wenn überhaupt – ihr zukünftiges Arbeitsfeld im Bereich körperlicher Arbeit finden werden. Zu berücksichtigen wären aber auch Differenzierungsprozesse innerhalb der geistigen Arbeit.Zurück zur Textstelle
  4. Es ist inzwischen fast müßig, auf die Bedeutung von Nicos Poulantzas (1975, 1978) hinzuweisen, der hierzu wichtige Vorarbeiten geleistet hat, da momentan eine gewisse Poulantzas- Renaissace festzustellen ist (etwa Wissel 2005); wichtig erscheint mir aber, dass an ihn endlich auch empirisch (nicht empiristisch) angeknüpft werden sollte. Das gilt übrigens ähnlich auch für Vertreter einer „neuen“ Kapital-Lektüre, die dem zeitgenössischen Kapitalismus häufig doch ziemlich fremd gegenüberstehen..Zurück zur Textstelle
  5. Vgl.insgesamt die Beiträge im Sammelband von Demirovic (2003), hier insbes. den Aufsatz von Thomas Sablowski zu „Entwicklungstendenzen und Krisen des Kapitalismus“. In Bezug auf die Subordinierten siehe neuerdings auch Marcel van der Linden (2005).Zurück zur Textstelle
  6. Ein „kollektives Gedächtnis“ für theoretische Bemühungen um die Analyse kapitalistischer Entwicklungen erscheint mir gegenwärtig nötiger denn je; Universitäten als naheliegende Orte einer solchen Reflexion und Selbstreflexion auf Dauer verlieren hierfür (wohl nicht nur) in der BRD zunehmend an Bedeutung, was aufgrund der massiven neoliberalen Kräfteverschiebung nicht verwundert.Zurück zur Textstelle
© links-netz November 2006